06.06.2021
Vergleichender Mischfuttertest Nr. 83/20 Milchleistungsfutter I, II, III und IV aus Schleswig-Holstein
VEREIN FUTTERMITTELTEST E.V.
Themen
Futter und Fütterung Innenwirtschaft Rinder Milch Viehhaltung
Der Verein Futtermitteltest (VFT) hat von September bis Dezember 2020 acht in Schleswig-Holstein ausgelieferte Milchleistungsfutter (MLF) beprobt, überprüft und bewertet. Dabei waren Produkte aus drei verschiedenen Herstellerwerken einbezogen.
Nur zwei Futter waren zu einer mehr oder weniger ausgeglichenen Grundfutterration einzusetzen, bei den anderen Futtern handelte es sich um Ausgleichsfutter. Dabei waren zwei Futter speziell für den Ausgleich von eiweißreichen Grundfutterrationen - davon 1x als Komponente in einer TMR – vorgesehen, während vier eiweißbetonte Futter zu leichtem Proteinmangel oder nach Rationsberechnung einzusetzen waren.
Die deklarierten Energiegehalte der MLF lagen laut Herstellerangaben zwischen 6,7 und 7,4 MJ NEL/kg, die Rohproteingehalte zwischen 9,5 und 27,5 %. Neben den verpflichtenden Nährstoffangeben enthielten auch vier MLF Angaben zum nutzbaren Rohproteingehalt (nXP) nicht jedoch zur ruminalen N-Bilanz (RNB), für drei Futter wurden auch Angaben zur Stärke gemacht. Fünf der Futter (für den Ausgleich) waren ohne Zusatz von Vitaminen und Spurenelementen. Bei keinem der geprüften Futter wurden die Anteile der eingesetzten Komponenten in Prozent ausgewiesen.
Unter www.futtermitteltest.de sind Infos zum Verein Futtermitteltest sowie zur Vorgehensweise und Bewertung der Futtermittel zu finden. Dort können auch die Ergebnisse anderer Regionen eingesehen werden.
Kommentierung der Ergebnisse
Mit einer Ausnahme konnten die vorliegenden Deklarationsangaben der Hersteller für alle Futter durch die Laborwerte nach futtermittelrechtlichen Vorgaben (Berücksichtigung gesetzlicher Toleranzen) bestätigt werden. Ein Futter wies einen höheren Rohproteingehalt auf.
Der VFT verlangt über die Einhaltung rechtlicher Vorgaben hinaus für MLF grundsätzlich eine Energieangabe und berücksichtigt für die Bewertung auch kleinere Abweichungen sowie die Aussagefähigkeit des Fütterungshinweises.
Bei dem Futter ATR MLF 45 gepr von ATR aus Husum führte der deutliche Übergehalt bei Rohprotein zu einer Abwertung in der Gesamtnote „3“. Bei allen anderen Futtern traten keine nennenswerten Unter- oder Überschreitungen der angegebenen Gehalte bzw. der Vorgaben auf, diese wurden mit der besten Note bewertet.
Eine leistungs- und wiederkäuergerechte Ernährung der Milchkühe ist nur möglich, wenn die Nährstoffe und Energiegehalte der eingesetzten Futtermittel bekannt sind. Dies bedingt zum einen eine möglichst umfassende Deklaration der Kraftfuttermittel sowie die Einhaltung der angegebenen Gehalte. Die Spannweite im Umfang der freiwilligen Deklaration ist immer noch groß und manche Hersteller gehen mit gutem Beispiel voran.
Zum anderen stellen regelmäßige und umfangreiche Analysen der Grundfuttermittel die Basis für ausgeglichene Rationen dar. Neben den Grundnährstoffen sollten auch mindestens jährlich Untersuchungen von Mineralstoffen, Spurenelementen und die Gärqualität beim Futtermittellabor in Auftrag gegeben werden. Liegen die Nährstoffgehalte aller eingesetzten Futtermittel vor, ist es mit einer Rationsberechnung möglich, die Kühe in den einzelnen Leistungsphasen entsprechend passend zu versorgen. Nur so können Mangelsituationen oder eine Überversorgung verhindert und eine möglichst lange Nutzungsdauer durch gesunde Kühe erreicht werden.
Insbesondere die Umweltwirkungen durch Nährstoffüberschüsse sollten mit Blick auf Bilanzierungspflichten und das Düngerecht vermieden werden. Futtermittelwerke und Milchviehbetriebe tragen hier eine gemeinsame Verantwortung. In einer Fütterungsoptimierung stecken letztlich nicht nur ökonomische Vorteile, sondern es ergeben sich auch Spielräume für die betriebliche Entwicklung.
Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die geprüften Futterchargen und sind nicht auf andere Produkte oder längere Zeiträume übertragbar.
Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch Zuschüsse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.