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02.07.2020

Trockentoleranter Gentechnik-Weizen: Kommt bald der Anbau in Argentinien?

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TRANSGEN - FORUM BIO- UND GENTECHNOLOGIE E.V.

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Gentechnisch veränderter Weizen steht noch in keinem Land der Welt auf den Feldern. Das könnte sich bald ändern. Das Biotech-Unternehmen Bioceres forciert seine Bemühungen um eine Anbauzulassung für HB4-Gentechnik-Weizen in Argentinien. HB4-Weizen kommt vor allem mit Trockenstress besser klar als herkömmlicher Weizen. Mit HB4-Sojabohnen ist das Unternehmen schon weiter. Bereits vor fünf Jahren zugelassen, steht der Anbau nun unmittelbar bevor.

Im Februar 2020 gab das argentinische Biotech-Unternehmen Bioceres die Ergebnisse eines begrenzten Freilandversuchs mit gentechnisch verändertem Weizen HB4 bekannt. Dieser von Bioceres als „Öko-Weizen“ bezeichnete gv-Weizen lieferte auf 395 Hektar auch unter verschiedenen schwierigen Umweltbedingungen wie z.B. Trockenstress hohe Erträge. Die lagen im Vergleich mit anderen Weizensorten, die zur Kontrolle angebaut wurden, um acht bis 22 Prozent höher.

Bioceres verstärkt aktuell seine Bemühungen, eine baldige Anbau-Zulassung für HB4-Weizen in Argentinien zu erreichen. Diese wurde bislang verweigert, da viele Länder den Import von gentechnisch verändertem Weizen ablehnen würden. In keinem Land der Welt sind Anbau oder der Import von Gentechnik-Weizen bisher erlaubt. Bereits im Februar 2019 trafen sich deshalb Vertreter von Bioceres mit Weizenproduzenten und –exporteuren und erstellten einen Fahrplan für Vereinbarungen mit wichtigen Weizenimportländern, allen voran Brasilien, um die Akzeptanz für HB4-Weizen zu erhöhen und Vorbehalten gegenüber der Technologie entgegenzuwirken.

Den HB4-Weizen gibt es schon seit vielen Jahren. Bei ihm wurde noch mit klassischer Gentechnik ein fremdes Gen übertragen. Das HaHB4- Gen stammt aus der Sonnenblume und gehört zu einer Gruppe von Genen, die an Stressreaktionen von Pflanzen beteiligt sind. Sie helfen der Pflanze extreme Umwelteinflüsse wie z.B. Wassermangel auszugleichen. Wie das genau bei Weizen funktioniert, ist noch weitgehend unbekannt. Fest steht: HB4-Weizen bietet auch unter Anbaubedingungen, die normalerweise den Weizen-Ertrag verringern würden, einen Ertragsvorteil. Das wurde in zahlreichen Freilandversuchen bestätigt, die seit 2007 in Argentinien, Paraguay und den USA durchgeführt wurden. Auch in Spanien gab es 2018 eine Freisetzung mit HB4-Weizen.

Mit einer anderen HB4-Pflanze ist man unterdessen schon viel weiter. Auch die HB4-Sojabohne wurde ursprünglich in Argentinien entwickelt und unter dem Dach von Verdeca , einem Zusammenschluss von Bioceres (Argentinien) und Arcadia Biosciences (USA) vermarktet. Sie wurde bereits 2015 für den Anbau in Argentinien zugelassen. Inzwischen sind in Argentinien, Brasilien und seit 2019 auch in den USA und Paraguay die mehrstufigen Zulassungsprozesse abgeschlossen und ein Anbau in absehbarer Zeit zu erwarten. Die HB4-Sojabohne ist somit in den wichtigsten Ländern des globalen Sojamarktes zugelassen. In den vier Ländern werden auf etwa 90 Millionen Hektar Sojabohnen angebaut, davon zwischen 94 und 100 Prozent gentechnisch verändert.

Bioceres geht davon aus, dass im nächsten Sommer bereits 90.000 Hektar mit der „Öko-Sojabohne“ bepflanzt werden könnten. Allerdings fehlt immer noch die Importzulassung von China, dem bei weitem wichtigsten Abnehmer für Sojabohnen aus Nord- und Südamerika.

Es wird nun angestrebt u.a. in Zusammenarbeit mit dem Agro-Unternehmen Dow AgroSciences das HB4-Merkmal mit auf dem Markt befindlichen herbizidtoleranten Sojabohnensorten zu kombinieren, um so die Erträge unter verschiedenen Umweltbedingungen zu verbessern. Laut Zulassungsdatenbank International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA) ist bereits ein Kombination von HB4 mit der gv-Sojabohne GTS 40-3-2 (Glyphosat-Toleranz) in Argentinien, Brasilien und den USA zugelassen.

In der EU wurde bislang weder für die Sojabohne HB4 noch für Kombination mit anderen Events ein Antrag auf Importzulassung gestellt. Die EU importiert jährlich mehr als 30 Mio Tonnen Sojabohnen und –schrot, davon mehr als 85 Prozent aus Brasilien, Argentinien und den USA.

Pflanzen gegen Trockenheit zu wappnen, wird in Zeiten des Klimawandels ein immer dringlicheres Ziel in der Pflanzenzüchtung. Lediglich zwei weitere gentechnisch veränderte trockentolerante Pflanzen wurden bisher zugelassen. Das ist zum einen Monsantos DroughtGard-Mais in den USA sowie trockentolerantes Zuckerrohr in Indonesien, das von staatlichen Forschungseinrichtungen entwickelt wurde. Bei beiden wurden mit klassischer Gentechnik einzelne bakterielle Gene eingeführt, die die Pflanze bei Trockenstress stabilisieren. Da Trockentoleranz ein sehr komplexes Merkmal ist, an dem viele Gene beteiligt sind, stoßen jedoch die klassischen Züchtungsmethoden - Kreuzungszüchtung ebenso wie die klassische Gentechnik - schnell an ihre Grenzen. Deshalb werden in Zukunft neue molekularbiologische Techniken - auch die Genschere CRISPR/Cas eine wichtige Rolle spielen.

Anbauzulaassungen Südamerika und Importzulassungen in der EU, Korrektur

Anbau-Zulassungen für gv-Sojabohnen in Südamerika und entsprechende Importzulassungen in Europa. 14 von 20 in Südamerika angebauten gv-Sojabohnen sind in der EU für den Import zugelassen, vier weitere sind beantragt, die HB4-Sojabohne bislang nicht.

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