07.09.2022
Trockenheit: Wie sinkende Fluss- und Bachpegel das Grundwasser verunreinigen
CYA GMBH
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Wissenschaftler analysierten in einer Studie die Folgen niedriger Gewässerpegel für die Qualität des Grundwassers.
Zunehmende Trockenheit, weniger Niederschlag, vermehrter Wasserbedarf in der Landwirtschaft: Der Klimawandel macht dem Grundwasser zu schaffen. In Deutschland und weltweit führt er regional zu sinkenden Grundwasserständen. Ist der unterirdische Wasserpegel niedrig, gelangt belastetes Oberflächenwasser aus Bächen und Flüssen vermehrt ins Grundwasser. Die Folge: Das Trinkwasser und die Grundwasserökosysteme sind gefährdet. Dieses Szenario beschreiben Forscher der Universität Koblenz-Landau im Fachmagazin „Water Research“.
Grundwasser kann sich nicht neu bilden
„Wir sehen hier eine direkte Folge des Klimawandels, wodurch unsere wichtigste Wasserressource – das Grundwasser – gefährdet ist“, sagt Studienautor Hans Jürgen Hahn. In vielen Gegenden weltweit sinkt der Grundwasserspiegel zunehmend, da auch die Neubildungsrate von Grundwasser abnimmt. Gleichzeitig steigen die Grundwasserentnahmen durch die landwirtschaftliche Bewässerung und für die Trinkwasserversorgung. Dies hat laut den Forschern eine zusätzliche Absenkung der Grundwasserstände zur Folge und der Landschaftswasserhaushalt ändert sich. „Wir stehen dadurch vielerorts an einem Kipppunkt im Landschaftswasserhaushalt“, erklärt Mitautorin Anke Uhl vom Arbeitskreis Quellen und Grundwasser der Deutschen Gesellschaft für Limnologie. Anders als bisher drücke das Grundwasser durch den gesunkenen Grundwasserstand an vielen Stellen nicht mehr nach oben, weiß die Wissenschaftlerin. In der Folge speist das Grundwasser nicht mehr Bäche und Flüsse, das Wasser der Fließgewässer versickert stattdessen in den Untergrund. Aufgrund dieser Druckumkehr können Schadstoffe ins Grundwasser eindringen. Denn in den Bächen und Flüssen fließen nicht nur Regen- und Quellwasser, sondern auch die Abläufe von Kläranlagen.
Feuchtgebiete trocknen aus
Ein weiterer Aspekt: Durch die Umkehr der Fließrichtung zwischen Oberflächenwasser und Grundwasser trocknen Feuchtgebiete aus. „Da alle aktuellen Studien in großen Teilen der Erde weitere Rückgänge der Grundwasserstände vorhersagen, wird sich das Problem in Zukunft noch weiter verstärken. Dadurch werden wir vor allem in den zunehmend trockenen Sommern damit konfrontiert werden“, unterstreicht Petra Döll von der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Die Wissenschaftler fordern als Fazit ihrer Studie, dass das Oberflächenwasser weiter vor Verschmutzung geschützt wird, wie Anke Uhl erklärt: „Es ist höchste Zeit, den Wasserverbrauch industriell wie privat zu senken, um weniger Grundwasser fördern zu müssen. Zusätzlich ist es wichtig, den Eintrag langlebiger Schadstoffe in den Wasserkreislauf drastisch zu reduzieren und vierte Reinigungsstufen in Kläranlagen konsequent auszubauen.“
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