25.01.2021
Stalleinstreupulver Fels CalciDes
DLG PRÜFBERICHTE
Themen
Milch Rinder Schweine Viehhaltung
DLG-QUALITÄTSSIEGEL – Hygienestreu und Einstreumaterialien
Beurteilung – kurz gefasst
Das hier geprüfte Stalleinstreupulver CalciDes wurde im Labor auf Wasseraufnahmekapazität, Rutschfestigkeit, Staubentwicklung, Korrosionseigenschaften, Hygienewirkung und in der Praxis auf Hautverträglichkeit bei Kühen und Schweinen untersucht.
Das Produkt
Beschreibung
Alkalisches hellgraues Einstreumittel aus Calciumhydroxid Ca(OH)2 und Calciumcarbonat CaCO3 zur Hygienisierung des Lauf- und Liegebereichs von Rindern und Schweinen.
Gefahrenhinweis: Bestandteile von Fels CalciDes können bei nicht sachgerechter Anwendung zu Gesundheitsschäden führen. CLP-Einstufung: Skin Irrit 2, Eye Dam 1, STOT SE 3.
Gefahrenhinweise für den Menschen
- H 315 Verursacht Hautreizungen
- H 318 Verursacht schwere Augenschäden
- H 335 Kann die Atemwege reizen
Die Methode
Mikrobiologische Eingangsuntersuchung
Die mikrobiologische Beschaffenheit des Produktes wird im Labor untersucht. Dazu wird die Gesamtkeimzahl des Produktes mit dem Oberflächenspatelverfahren bestimmt.
Wasseraufnahmekapazität
Die Bestimmung der Wasseraufnahme wird nach einer von der DLG entwickelten Methode durchgeführt. Es werden fünf Proben in wasserdurchlässigen Beuteln für 24 Stunden in ein Wasserbad gelegt. Nach den 24 Stunden werden die Probenbeutel entnommen, zehn Minuten abtropfen lassen und gewogen (Frischmasse). Anschließend werden sie für 24 Stunden in einem Trockenschrank bei 105 °C getrocknet und danach erneut gewogen (Trockenmasse). Die trockenmassebezogene Wasserkapazität (WKTM) in g Wasser je g Trockenmasse (TM) wird aus der Gewichtsdifferenz von Frischmasse und Trockenmasse, bezogen auf die Trockenmasse berechnet [(Frischmasse-Trockenmasse)/Trockenmasse = Wasserkapazität pro g TM)].
Rutschfestigkeit
Zur Ermittlung der Rutschfestigkeit werden Gleitzugversuche mit einem runden Kunststofffuß (Aufstandsfläche ca. 75 cm²), mit einer Gleitgeschwindigkeit des Kunststofffußes von 20 mm/s auf zwei unterschiedlichen Liegeboxenbelägen für Rinder (beide DLG geprüft) durchgeführt. Dabei wird der zu überwindende Reibwiderstand zwischen Kunststofffuß und Bodenbelag gemessen.
Als Bodenbeläge werden eine Gummimatte mit Schaumstoffunterlage (Verformbarkeit über 20 mm, Oberfläche Siebdruckartig) und eine Gummimatte (Verformbarkeit unter 15 mm, Oberfläche Hammerschlag) verwendet.
Staubentwicklung
Die Ermittlung des Verstaubungsverhaltens erfolgt gemäß DIN EN 15051 mit der Methode A (Trommelverfahren) und nachgeschaltetem Kompaktor.
Hautverträglichkeit
Die Hautverträglichkeit des Produktes wird mind. bei einer Tierart (Rind, Schwein oder Geflügel) in einem Einsatzbetrieb untersucht.
Hautverträglichkeit Rind
Die Untersuchungen wurden in der LVA Neumühle durchgeführt. Es wurden eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe mit je 11 Rindern untersucht. Die Tiere wurden vor Einsatz des Einstreupulvers (1. Besuch) sowie vier (2. Besuch) und acht Wochen (3. Besuch) nach Einsatz des Einstreupulvers auf äußerlich sichtbare Schäden im Gelenksbereich und an den Zitzen untersucht. Die Bonitierung umfasste die linke und rechte Körperhälfte und konzentrierte sich dabei auf die 10 beim Liegen exponierten Stellen sowie die Zitzen. Nach Herstellerangaben wurden ca. 100 g Einstreu je m² Liegefläche dreimal pro Woche ausgebracht.
Die Bonitierung erfolgte nach einem festgelegten Schema (Tabelle 2). Die Befunde wurden nach einem Scoresystem von 0 bis 3 klassifiziert (Tabelle 2).
Tabelle 2: Bewertung der Befunde – Hautverträglichkeit Rind
Befund | Einstufung | Score |
ohne besonderen Befund | keine Veränderungen | |
Gelenke: haarlose Stellen < 2 cm | geringgradige Veränderungen | 1 |
Gelenke: haarlose Stellen > 2 cm | geringgradige Veränderungen | 1 |
Zitzen: leichte Hautirritationen (Verfärbungen, Rauheit) | geringgradige Veränderungen | 1 |
Gelenke: Hautabschürfungen < 2 cm | mittelgradige Veränderungen | 2 |
Gelenke: Hautabschürfungen > 2 cm | mittelgradige Veränderungen | 2 |
Gelenke: Umfangsvermehrungen im Schleimbeutelbereich, gedeckt | mittelgradige Veränderungen | 2 |
Zitzen: deutliche Hautirritationen (Verfärbungen, Rauheit) | mittelgradige Veränderungen | 2 |
Gelenke: Umfangsvermehrungen im Schleimbeutelbereich, offen | hochgradige Veränderungen | 3 |
Gelenke: Gelenksbeteiligung (Lahmheit) | hochgradige Veränderungen | 3 |
Zitzen: starke Hautirritationen (Läsionen) | hochgradige Veränderungen | 3 |
In einem Ferkelerzeugerbetrieb im Landkreis Vechta wurden eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe mit je 8 Sauen und ihren 100 Ferkel bzgl. Hautverträglichkeit des Einstreumittels untersucht. Die Untersuchung erfolgte durch den Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die beiden Gruppen befanden sich in einem 32er Abferkelabteil. Das Einstreupulver wurde an den ersten drei Tagen nach dem Abferkeln täglich ausgebracht. Danach bis zum Absetzen nach drei Wochen alle zwei Tage.
Im Rahmen von fünf Kontrollbesuchen durch eine Fachtierärztin für Schweine wurde der Zustand von Haut und Haarkleid der Sauen und Ferkel, der Zustand des Gesäuges und das Auftreten von Juckreiz untersucht. Der erste Kontrollbesuch erfolgte vor dem Abferkeln, um den Ausgangszustand der Sauen zu dokumentieren. Während der Säugezeit fanden vier Besuche statt. Der letzte Besuch einen Tag vor dem Absetzen der Ferkel.
Der Zustand von Haut, Haarkleid und Gesäuge wurde nach einem Score von 0 bis 3 bewertet (Tabelle 3).
Korrosionseigenschaften
Die Prüfung erfolgt im Laborversuch. Das Produkt wird in der vom Hersteller bzw. Vertreiber empfohlenen Anwendung eingesetzt.
Die Produkte werden hinsichtlich ihres Korrosionsverhaltens gegenüber jeweils 6 Prüfmustern aus verzinktem Stahl und Gummi geprüft.
- Prüfbleche aus verzinktem Stahl, Abmessungen: 100 mm x 50 mm x 1- 2 mm, Reinzinkauflage: 20 - 25 μm.
- Prüfkörper aus einem elastischen Bodenbelag (Gummimatte) Muster 50 mm x 50 mm x 10 mm.
Die Versuchsdauer beträgt für beide Prüfvarianten 24 h und 28 d, wobei das Produkt im 28 d-Test wöchentlich neu aufgetragen wird.
Hygienewirkung
Zur Ermittlung der Hygienewirkung einer Hygieneeinstreu wird im Labor die bakterizide Wirkung bei hoher organischer Belastung nach DIN EN 14349 (Phase 2/Stufe 2 Test), Ausgabe: 2004, geprüft: „Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika – Quantitativer Oberflächenversuch zur Bestimmung der bakteriziden Wirkung chemischer Desinfektionsmittel und Antiseptika für den Veterinärbereich auf nicht-porösen Oberflächen ohne mechanische Wirkung – Prüfverfahren und Anforderungen (Phase 2/Stufe 2). Die Untersuchungen nach DIN/EN 14349 wird mit hoher (10 g Rinderalbumin/l +10 g Hefeextrakt/l) organischer Belastung bei 60 Minuten Einwirkzeit durchgeführt. Prüftemperatur 10 °C + 1 °C“.
Kontinuierliche DLG-Überwachungsprüfung
Die Produktqualität wird gemäß DLG-Bestimmungen jährlich durch eine DLG-Überwachungsprüfung kontrolliert.
Die Testergebnisse im Detail
Mikrobiologische Eingangsuntersuchung
Eine mikrobiologische Eingangsuntersuchung ergab keine Beanstandung. Die Durchführung der Untersuchung erfolgte durch ATK-Hygiene, Hüttenweg 18, 16230 Chorin
Wasseraufnahmekapazität
Das Produkt hat eine Wasseraufnahmekapazität von 0,53 g je g TM. Die Anforderungen für Hygieneeinstreu werden erfüllt.
Rutschfestigkeit
Die Ergebnisse der Rutschfestigkeitsmessungen sind in Tabelle 4 und 5 dargestellt. Die gemessenen Gleitreibbeiwerte (μ) liegen nach Einsatz des Einstreupulvers CalciDes über dem Grenzwert von 0,45 μ, somit werden die Anforderungen erfüllt.
Staubentwicklung
Die Durchführung der Untersuchung erfolgte durch SGS Institut Fresenius, Goerzallee 305A, 14167 Berlin. Die Auswertung erfolgt gemäß der Einteilung nach DIN EN 15051 (siehe Tabelle 4). Die Anforderung gilt als bestanden, wenn das Produkt in der Klassifizierungen nach den drei Staubfraktionen jeweils maximal als staubend oder besser eingestuft wird. Produkte, die mit stark staubend eingestuft werden, erhalten kein DLG-Qualitätssiegel. Die Anforderung bzgl. Staubentwicklung werden vom Einstreupulver CalciDes erfüllt.
Hautverträglichkeit
Hautverträglichkeit Rind
Die Beurteilung der Gelenke und Zitzen ergab in der Versuchsgruppe durchschnittliche Scores von 1,91 vor Einsatz des Einstreupulvers und 1,73 bzw. 1,64 nach vier bzw. acht Wochen Einsatz des Einstreupulvers.
In der Kontrollgruppe ergab die Beurteilung der Gelenke und Zitzen durchschnittliche Scores von 1,86 vor Einsatz des Einstreupulvers und 2,09 bzw. 2,00 nach vier bzw. acht Wochen Einsatz des Einstreupulvers.
Die Anforderungen bzgl. Hautverträglichkeit bei Rindern werden erfüllt. In der Versuchsgruppe wurden im Vergleich zur Kontrollgruppe durch das Produkt Fels CalciDes keine negativen Einflüsse verursacht. Es war keine nachteilige Beeinflussung der Euter- und Zitzenhaut erkennbar, Hautveränderungen oder Unverträglichkeiten traten nicht auf.
Hautverträglichkeit Schwein
Die Durchführung der Untersuchung erfolgte durch den Schweinegesundheitsdienst Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Sedanstraße 4, 26121 Oldenburg.
Die Beurteilung von Haut und Haarkleid der Sauen ergab in der Versuchsgruppe durchschnittliche Scores von 0,75 beim ersten Besuch bis 1,13 beim fünften Besuch. In der Kontrollgruppe hatten die Sauen tendenziell vergleichbare bzw. beim 3. und 4. Besuch etwas höhere Werte (0,75, 1,25).
Negative Einflüsse auf Haut und Haarkleid der Sauen durch das Einstreupulver CalciDes waren nicht zu beobachten.
Die Beurteilung von Haut und Haarkleid der Ferkel ergab in der Versuchsgruppe durchschnittliche Scores von 0 beim ersten Besuch bis 0,63 beim zweiten Besuch. In der Kontrollgruppe hatten die Ferkel vergleichbare bzw. beim 3. und 4. Besuch etwas höhere Werte (0,50, 0,63). Negative Einflüsse auf Haut und Haarkleid der Ferkel durch das Einstreupulver CalciDes waren nicht zu beobachten.
Die Beurteilung des Gesäuges der Sauen ergab in der Versuchsgruppe durchschnittliche Scores von 0,25 beim vierten Besuch bis 0,75 beim fünften Besuch. In der Kontrollgruppe hatte die Bewertung des Gesäuges tendenziell vergleichbare Werte (0,38 bis 0,75).
Negative Einflüsse auf das Gesäuge der Sauen durch das Einstreupulver CalciDes waren nicht zu beobachten. Juckreiz wurde weder bei den Sauen noch bei den Ferkeln beobachtet.
Die regelmäßige Anwendung der Einstreu CalciDes während der Säugeperiode von drei Wochen im Abferkelstall führte zu keinen Hautveränderungen bei den Sauen oder Ferkeln, die auf die Einstreu zurückzuführen wären.
Die Anforderungen bzgl. Hautverträglichkeit bei Schweinen werden erfüllt. In den Versuchsgruppen wurden im Vergleich zu den Kontrollgruppen durch das Produkt CalciDes keine negativen Einflüsse verursacht. Hautveränderungen oder Unverträglichkeiten traten nicht auf.
Korrosionseigenschaften
Die Anforderungen werden erfüllt. Beim elastischen Bodenbelag lagen Gewicht, Abmessungen und Shore-Härte nach Einwirkung des Produkts deutlich unter einer Abweichung von 10 % vom Ausgangszustand. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8 dargestellt.
Beim verzinkten Stahl wurden ein Masseverlust von 0,02 g/(m² ∙ 24 h) im 24 h-Test und von 0,253 g/(m² ∙ 24 h) im 28 h-Test festgestellt. Eine örtlich begrenzte Korrosion ist nicht aufgetreten.
Hygienewirkung
Die Durchführung der Untersuchung erfolgte durch ATK-Hygiene, Hüttenweg 18, 16230 Chorin.
Die Anforderungen werden erfüllt.
In Tabelle 9 ist die Verminderung der Lebendkeimzahl (R)/ml bei einer Prüfkonzentration von 60 % g/v bei hoher organischer Belastung dargestellt.
Fazit
Die im vorliegenden Test geprüften Kriterien bewerten auf Basis von Labor- und Praxisuntersuchungen die Eigenschaften des Einstreupulvers CalciDes. Das Einstreupulver CalciDes plus hat die Anforderungen der Prüfbestimmungen hinsichtlich der untersuchten Kriterien erfüllt.
Anmelder und Prüfungsdurchführung
Anmelder
Fels Werke GmbH,
Geheimrat-Ebert-Straße 12
38640 Goslar
Kontakt
Telefon 039454 58-441,
Telefax 039454 58-445
Prüfungsdurchführung
DLG e.V.,
Testzentrum Technik und Betriebsmittel,
Max-Eyth-Weg 1,
64823 Groß-Umstadt
DLG-Prüfrahmen
Qualitätssiegel-Test „Bestimmungen für die Verleihung und Führung des Qualitätssiegels ‚Kontinuierlich geprüft’ für Hygieneeinstreu und Einstreumaterialien“ (Stand 01/2017)
Fachbereich
Betriebsmittel
Bereichsleiter
Dr. Michael Eise
Prüfingenieur(e)
Dr. Harald Reubold *
Spezialuntersuchungen
ATK-Hygiene, Hüttenweg18, 16230 Chorin
SGS Institut Fresenius, Goerzallee 305A, 14167 Berlin
Schweinegesundheitsdienst Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Sedanstraße 4, 26121 Oldenburg
* Berichterstatter
Das Prüfzeichen
Das Prüfzeichen DLG-QUALITÄSSIEGEL für Betriebs- und Verbrauchsmittel erhalten Produkte, die einer umfassenden Prüfung in den wertbestimmenden und ausgelobten Eigenschaften unterzogen wurden. Die geprüften Kriterien und die Anforderungen, die zu erfüllen sind, werden im unabhängigen Kommissionen festgelegt und orientieren sich – über die gesetzlichen Anforderungen hinaus – an der Zweckbestimmung des Produkts, den ausgelobten Eigenschaften und den Anforderungen aus der Praxis. Sie werden kontinuierlich von den zuständigen Fachabteilungen der DLG e.V. und der zuständigen Kommission in Anpassung an das geltende Recht sowie den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt weiterentwickelt. Die erfolgreiche Prüfung schließt mit der Vergabe des Prüfzeichens DLG- QUALITÄTSSIEGEL ab. Die ausgezeichneten Produkte werden veröffentlicht.
Das DLG-QUALITÄTSSIEGEL umfasst Untersuchungen im Labor und in der Praxis. Die Grundlage für die in diesem Bericht dargestellten Prüfungen sind die Bestimmungen für die Verleihung und Führung des Prüfzeichens „DLG-QUALITÄTSSIEGEL für Hygieneeinstreu und Einstreumaterialien“, Stand Januar 2017.