30.05.2020
Spritzflecken vermeiden
N.U. AGRAR GMBH - ALLGEMEIN
Themen
Pflanzenschutz
Kutikula und Wachsschicht schützen die Pflanzenzellen vor Umwelteinflüssen wie Strahlung, Nässe oder auch vorm Austrocknen. Auch Schaderreger wie Pilzkrankheiten oder Schädlinge müssen diese Barriere durchdringen, bevor sie in der Pflanze Schaden anrichten können.
Pflanzenschutzmittel müssen erst die Wachsschicht und die Kutikula durchdringen, um im Inneren der Pflanzen wirken zu können. „Griffig“ formulierte Mittel greifen die Wachsschicht an. Dadurch ist der Schutz vor der UV-Strahlung geringer.
Wassertropfen perlen auf der hydrophoben Wachsschicht ab. Dort, wo sich auf dem Blatt keine Wachsschicht bildet, halten sich Wassertropfen länger und wirken in der Sonne wie ein Brennglas. Dadurch können Lichtstrahlen konzentriert in die oberen Zelllagen des Blattes eindringen und dort „Verbrennungen“ hervorrufen.
Die Pflanze versucht sich gegen die Schädigung zu wehren, produziert verstärkt Ethylen und konzentriert dieses im Bereich der geschädigten Zellen. Diese sterben daraufhin ab und erscheinen erst als gelbe Punkte, die größer und später nekrotisch werden.
Der Zusammenhang mit der Einstrahlung ist zu erkennen, wenn Sie die Bestände im Bereich des Schattens von Bäumen oder Hecken kontrollieren. Dort treten die durch Strahlungseinflüsse hervorgerufenen Symptome weniger stark auf. Auch in den Fahrgassen sind auf der Seite, die der Strahlung zugewandt ist, Strahlungssymptome deutlicher zu erkennen.
Die Wachsschicht wird beeinträchtigt
durch die Konzentration der Inhaltsstoffe der Spritzbrühe im Spritztropfen, wenn dieser auf dem Blatt nicht auseinanderfließt und Wasser abgibt.
vor allem dort, wo z.B. durch Nährstoffmangel geschwächtes Gewebe weniger Wachs produziert. Deshalb treten die Symptome auf schwach mit Nährstoffen versorgten Stellen im Schlag häufiger auf.
auch an der Stelle, an der ein Erreger bereits in das Blatt eingedrungen ist und die Wachsbildung unterbrochen ist (Mehltau, Roste). In diesem Fall entstehen i.d.R. erst punktförmige Flecken auf den Blättern.
Fakultative Parasiten bilden Toxine, die sich im Gewebe spindelförmig oder entlang der Blattadern verteilen. Bevor das Gewebe abgestorben ist und sich erste Vergilbungen zeigen, wird die Wachsbildung eingestellt. Die Spritzbrühe greift auf diesen Stellen die Wachsschicht stärker an. Dadurch werden häufig erst durch die Spritzung Septoria-, DTR- oder auch Gelbrost ähnliche Symptome hervorgerufen, auf denen aber keine Sporenlager zu erkennen sind.
Wie lassen sich Spritzflecken vermeiden?
Nicht unmittelbar nach einer (kühlen) Regenphase spritzen, bevor sich die Wachsschicht wieder gebildet hat. Dazu sind 2 bis 3 Tage mit Sonne nötig.
Scharf formulierte Pflanzenschutzmittel vermeiden, die die Wachsschicht angreifen.
Wirkstoffe vermeiden, die schnell in das Blatt eindringen (z.B. Morpholine) und die Wachsschicht angreifen (Moddus, EC–formulierte Insektizide). Sind diese Mittel unbedingt erforderlich unterste Aufwandmenge wählen.
Die Spritzung besser in die Abendstunden und in die Nacht zu verschieben, weil das Risiko von Schäden unmittelbar nach der Spritzung am höchsten ist.
Spreitmittel (z.B. Break thru, Silwet Gold, Axcess) zusetzen, die den Spritztropfen als Film auf dem Blatt verteilen. Dadurch wird die punktuell überhöhte Konzentration unter dem Spritztropfen auf dem Blatt vermieden.