05.01.2021
Selbstfahrender Vertikal-Futtermischwagen SILOKING SelfLine 4.0 Premium 2215 - 19 m³
DLG PRÜFBERICHTE
Themen
Allgemein Betriebsmanagement Betriebsmittel Digitalisierung, Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik Futter und Fütterung Smart Farming Technik
DLG-ANERKANNT: GESAMT-PRÜFUNG
Beurteilung – kurz gefasst
Der hier geprüfte selbstfahrende Vertikal-Futtermischwagen SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³, wurde im praktischen Einsatz hinsichtlich seiner Funktionseigenschaften in einem DLG-Anerkannt Gesamtprüfungstest untersucht. Die Mischgenauigkeit und die Fräsleistung waren besser als der Standard.
Tabelle 1: Ergebnisse im Überblick
* Bewertungsbereich: ++ / + / ◯ / – (◯ = Standard, k.B. = keine Bewertung)
** Bewertungsbereich beim Mischen: + / ◯ / –
Das Produkt
Selbstfahrender Futtermischwagen SILOKING SelfLine 4.0 Premium 2215 – 19 m³
Beschreibung und Technische Daten (Herstellerangaben)
Selbstfahrender Futtermischwagen SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ zum selbstständigen Befüllen, Erstellen und Verteilen homogener Futtermischungen.
Kompakte Bauweise mit vierrädrigem Fahrwerk und Lenkung über die mittig im Heck angebrachten
Zwillingsräder.
Auf der linken Seite angeordnete Fahrerkabine.
Sonderausstattung
Sonderausstattung (geprüft)
Austragsförderer hinten links, ausfahrbar schräg nach oben, Länge 750 mm; Zusätzlicher Austragsschieber inkl. Austragsförderer hinten rechts, ausfahrbar schräg nach oben, Länge 750 mm; Außenspiegeleinzug rechts; SILOKING Automatisches Schmiersystem.
Sonderausstattung (nicht geprüft)
War in der Prüfmaschine vorhanden, wurde nicht geprüft: Klimaautomatik; Fahrwerksabsenkung (Vorder- und Hinterachse); Einfülltrichter am Mischbehälter, inkl. Einbringschnecke mit Antriebsmotor; Schwerlastmagnet in der Mischschnecke.
Weitere mögliche Sonderausstattung:
15-km/h-Version, 40-km/h-Version, Hecklenkung mit Einzelradaufhängung, Bereifung vorne 385/65 R22.5, Bereifung vorne 400/70 R22.5, 129 kW (175 PS) 4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor, Verschiedene Austragsschieber mit/ohne ausfahr- und klappbaren sowie fixen Austragsvarianten, Beladeförderband aus Gummi, SILONOX-Ausstattung.
Grundausstattung
- 3-Punkt-Fahrwerk mit geringer Bauhöhe
- stufenlose Steuerung der Fahrgeschwindigkeit über Fahrpedal, 1 Fahrbereich (0 bis 15 km / h)
- Steuerung der Maschinenfunktionen über CAN-Bus-Board
- 7“ Display zur Darstellung von Maschinenfunktionen, Schieberanzeige, Geschwindigkeit und Wiegedaten
- Futtertischmanagement: individuell programmierbare Abfolge der Austragsfunktionen
- 2 m breite Entnahmefräse mit bis zu 5,0 m Entnahmehöhe
- 700 mm breites Beladeförderband
- Farbkamerasystem: 4-fach teilbarer Monitor in der Kabine sowie 2 Kameras
(Anschlussmöglichkeit für max. 2 weitere Kameras) - Schneckendrehzahl in 2 Stufen per Knopfdruck unter Last schaltbar
- Volvo 4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor, 5,1 l Hubraum, Abgasstufe IV
- LED-Paket für Arbeitsscheinwerfer und Kabinendach
- Einflächen-Kühler mit automatischer Reversiereinrichtung
- Kabine mit Glasdach und beheizbaren Außenspiegeln
- luftgefederter Fahrersitz
- Hydraulikölvorwärmung mit Steckanschluss für 230 V Steckdose
- 2 Mischschnecken mit verstellbaren, gehärteten XS-Messern
- 2 SILOKING Planetengetriebe mit 4 Planeten
- 2 hydraulische Gegenschneiden mit Automatikfunktion
- gekanteter Behälter
- SILONOX Verschleißschutz am Austrag und zusätzlich an den Behälterinnenkeilen:
SILONOX ist eine spezielle Edelstahllegierung mit besonderen Eigenschaften
1. Korrosionsfest gegen chemischen Verschleiß (Rost)
2. Abriebfest gegen mechanischen Verschleiß (Reibung beim Mischen) - FlowPlus-Behälterring
Zusatzausstattung
- Austragsförderer hinten links, ausfahrbar schräg nach oben, Länge 750 mm
- Zusätzlicher Austragsschieber inkl. Austragsförderer hinten rechts (ragt über Vorderachse hinaus, überschreitet nicht die Maxmimalbreite von 2,55 m), ausfahrbar schräg nach oben, Länge 750 mm
- Außenspiegeleinzug rechts; Klimaautomatik
- SILOKING Automatisches Schmiersystem
- Fahrwerksabsenkung (Vorder- und Hinterachse)
- Mineraleinfülltrichter am Mischbehälter, inkl. Einbringschnecke mit Antriebsmotor
- Schwerlastmagnet in der Mischschnecke
- 25 km/h-Version
- voll luftgefedertes Fahrwerk mit automatischer Niveauregulierung
- 2 Fahrbereiche, unter Last schaltbar
Die Methode
Entnehmen und Befüllen
Die Handhabung bzw. Arbeitsweise der Entnahme- und Befülltechnik wird praxisbezogen beurteilt. Beim Entnehmen/Fräsen von Gras- und Maissilage wird die Zeit je Fräsvorgang gestoppt und das Gewicht des dabei entnommenen Materials erfasst. Die Entnahmeleistung in kg/min wird berechnet. Nach dem Entnahmevorgang wird die durch die Entnahme- und Befülltechnik aus dem Futterstock entnommene Breite und Tiefe gemessen.
Nach dem Entnahmevorgang werden die nicht in den Mischbehälter geförderten Futterreste (Aufnahmeverluste) erfasst und gewogen. Die nach der Entnahme stehengebliebenen Randstreifen an der Silowand werden gemessen.
Durch Probenahme (10 Proben) am Futterstock wird die Futterstruktur der Ausgangsgrassilage mittels Schüttelbox (Siebgrößen 19 mm und 8 mm) untersucht. Während des Befüllvorgangs werden aus dem Futterstrom 10 Proben genommen. Auch bei diesen Proben wird mittels Schüttelbox die Futterstruktur untersucht. Die mittels der Schüttelbox erhaltenen Größenfraktionen werden gewogen und die Zerkleinerungswirkung der Fräse bei Grassilage berechnet.
Mischen
Vor dem Mischen werden jeweils 10 Proben von den beiden Mischkomponenten (Grassilage, Maissilage) am Futterstock gezogen und der Trockenmassegehalt mittels Trockenschrank (24 Stunden bei 105°C) ermittelt. Nach dem Mischen (Mischzeit 3 Minuten) und Austragen erfolgt entlang der gesamten Austragsstrecke die Probenziehung an 8 Stellen. Die erste Messstelle beginnt nach 1 Meter, die letzte endet 1 Meter vor Austragsende. An den 8 Messstellen werden 5 Proben gezogen.
Es erfolgt mindestens eine einmalige Versuchswiederholung bei annähernd gleichen Mischungsverhältnissen. Die Untersuchungen werden bei voller und halber Mischung durchgeführt.
Die Trockenmassegehalte der Einzelproben an den 8 Messstellen werden mit dem Sollwert, der aus der Masse und dem Trockenmassegehalt der zwei Mischungskomponenten errechnet wird, verglichen. Die Untersuchungen der Mischgenauigkeit erfolgen bei folgender Vorgabe der Futterkomponenten: Grassilage (kurz/lang); Maissilage (2/3 TM Grassilage und 1/3 TM Maissilage). Die Zerkleinerungswirkung der Mischschnecke sowie die Futterbehandlung werden praxisbezogen beurteilt.
Wiegen
Im Labor wird der unterschiedliche Befüllungsgrad des Mischbehälters durch Be- und Entladen von kalibrierten Gewichten simuliert. Die Gewichtsanzeige der Wiegeeinrichtung und das tatsächliche Gewicht werden miteinander verglichen und die Genauigkeit der Gewichtsanzeige berechnet.
Futteraustrag
Der Futteraustrag (Austragsmenge, Futterablage, Behälterentleerung, Übersichtlichkeit der Austragsöffnungen) wird praxisbezogen beurteilt.
Handhabung
Die Handhabung, Bedienung sowie die Bedienungsanleitung des Futtermischwagens werden praxisbezogen beurteilt.
Einsatzverhalten
Es wird praxisbezogen beurteilt, ob die Motorleistung für alle praktischen Einsatzverhältnisse ausreicht. Der Kraftstoffverbrauch des Motors wird mittels DLG Kraftstoffmesstechnik bei einem kompletten Zyklus (Fräsen Gras- und Maissilage, Mischen und Transportfahrt, Austragen) gemessen. Mit leerem Mischbehälter wird auf der DLG Messstrecke die maximale Geschwindigkeit des Futtermischwagens gemessen. Der Wendekreis des Futtermischwagens wird an der äußeren Vorderradspur sowie mit abgesenkten Fräsarm an der Außenkante der Fräse gemessen. Der Geräuschpegel bei maximaler Motordrehzahl und verschiedenen Betriebszuständen wird bei geschlossener Kabine am Ohr des Fahrers gemessen. Auch bei der Vorbeifahrt mit Vollgas wird der Geräuschpegel gemessen.
Wartung
Der Wartungsaufwand am Futtermischwagen wird praxisbezogen beurteilt.
Haltbarkeit
Die Haltbarkeit des Futtermischwagens wird praxisbezogen beurteilt.
Arbeitssicherheit
Die Arbeitssicherheit des Futtermischwagens wird durch die Deutsche Prüf- und Zertifizierungsstelle für Land- und Forsttechnik (DPLF) – einer nach dem Gerätesicherheitsgesetz benannten Prüfstelle – überprüft.
Verkehrssicherheit
Vom Hersteller sind die entsprechenden Unterlagen vorzulegen.
Umfrage
Eine Umfrage bei Betrieben, die den gleichen Futtermischwagentyp im Einsatz haben, soll zur Ergänzung der Prüfergebnisse durchgeführt werden.
Die Testergebnisse im Detail
Entnehmen und Befüllen
Die ermittelten Ergebnisse für die Entnahmeleistung im Futterstock sind bei Ladewagengrassilage, Häckselgras- und Maissilage sehr hoch. Die in Tabelle 2 dargestellten Entnahmeleistungen beziehen sich ausschließlich auf den Fräsvorgang im Futterstock. Die erforderlichen Rangierzeiten für das Nachführen der Fräse bzw. das seitliche Versetzen sind dabei nicht berücksichtigt. Die Messungen haben wir im Neuzustand der Fräsmesser durchgeführt. Durch den großen Förderkanal werden die großen Futtermengen problemlos durch den Bandförderer aufgenommen und in den Mischbehälter befördert. Verstopfungen konnten wir während unseres Messeinsatzes nicht feststellen.
Beim SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ ist der Förderkanal in den Mischbehälter versenkt. Deshalb kann das Fassungsvermögen des Behälters nur zu etwa 85 % ausgenutzt werden. Zur Ausnutzung des restlichen Fassungsvermögens wird empfohlen mit dem Fräsarm nicht höher als 1 m über dem Boden zu fräsen.
Entscheidend für eine saubere Futterentnahme aus dem Fahrsilo ist die richtige Handhabung. Damit kein Futter auf die Abdeckungen des Silostockes geschleudert wird, sollte die Frästrommel unterhalb der Oberkante des Futterstockes angesetzt werden. Beim Abfräsen im Futterstock sind Entnahmetiefen von etwa 10 cm möglich. Demzufolge muss der Wagen öfters seitlich versetzt werden.
Die Fräse ist mit 42 gekröpften Schneidmessern mit geraden und abgewinkelten Transportschaufeln ausgestattet. Diese befördern das abgefräste Futter zügig zur großen Einfüllöffnung und auf das Förderband.
Das Förderband transportiert die großen Futtermengen schnell und störungsfrei in den Mischbehälter. Dadurch wird das Futter nicht so stark zerkleinert und die Struktur bleibt weitgehend erhalten. Die Futterzerkleinerung durch die Fräse ist vergleichsweise sehr gering (siehe Tabelle 3).
Futter kann bei Entnahme von Maissilage mit voller Drehzahl bei bodennaher Aufnahme über den Behälterrand geworfen werden. Die Geschwindigkeit des Gurtförderers kann reduziert werden.
Mit der zwei Meter breiten Frästrommel ist durch schräges Heranfahren eine verlustfreie Futterentnahme auch an den Seitenwänden ohne große Reststreifen möglich. Voraussetzung hierfür ist ein ausreichend breites Fahrsilo. Ein geübter und geschickter Fahrer kann die Silage auf beiden Seiten so abfräsen, dass die Reststreifen oftmals von selbst abbrechen und herunterfallen. Zugleich lässt sich das lose Futter mit der bodenschlüssigen Schiebekante bis an den Futterstock heranschieben und mit der Fräse sehr sauber aufnehmen. Bei sorgfältiger Arbeitsweise kann der Fahrer ohne jegliche Handarbeit die Futteraufnahme vornehmen. Mit der Fräse können fast alle Futterkomponenten gut abgefräßt und aufgenommen werden. Um eine saubere Futteraufnahme zu gewährleisten, sollten die Entnahmestellen mit einer Bodenplatte befestigt sein.
Bei sorgfältiger Arbeitsweise lassen sich Rund- und Quaderballen abfräsen. Um Verstopfungen an der Frästrommel zu vermeiden, sollte der Ballen vorsichtig mit einer nicht zu großen Entnahmetiefe abgefräst werden. Nicht zu vermeiden ist bei der Aufnahme von mehligen Schüttgütern eine große Staubentwicklung. Eine externe Befüllung von oben in den Mischbehälter ist daher zu empfehlen.
Kleine Mengen von Futterzusatzkomponenten können einfach über den seitlich angebrachten Befülltricher (Sonderausstattung) zugegeben werden. Der Trichter und die Schnecke sollten aber regelmäßig kontrolliert und gesäubert werden.
Tabelle 2: Entnahmeleistung im Futterstock
1) Trockenmasse, berechnet auf Gras 40 %, berechnet auf Mais 30 %, berechnet auf Futterstockhöhe 2,5 m bis 3,0 m
Tabelle 3: Zerkleinerungswirkung der Fräse
Mischen
Bei allen geprüften Mischvarianten erreichte der SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ eine gute Mischgenauigkeit. Es wurden entsprechend dem Fassungsvermögen volle und halbvolle Mischungen untersucht. Dabei wurden die maximal zulässigen Abweichungen von ±10 % bei Grundfutter eingehalten (Bilder 5 und 6). Beim Mischen wurde auf die Gegenschneiden verzichtet. Die Mischzeit wurde nach Eingabe der letzten Komponente auf drei Minuten begrenzt.
Die Mischergebnisse wurden in der ersten Drehzahlstufe der Mischschnecken ermittelt. Von Vorteil sind die zwei Drehzahlstufen der Mischschnecken. Bei kleinen Mischungen kann Futter auf den Schnecken liegen bleiben. Durch kurzzeitiges Umschalten auf die schnelle Stufe wird das Futter heruntergeworfen und untergemischt.
Die Zerkleinerungswirkung des SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ ist gut. Sie kann zusätzlich durch die Stellung der Gegenschneiden und der verstellbaren Messer verändert werden. In den meisten Fällen ist ein zusätzliches Schneiden nicht erforderlich, da das Futter durch die Fräse schon zerkleinert wird. Bei sehr langem Gut ist es unter Umständen von Vorteil die Gegenschneiden zu verwenden. Die Futterbehandlung durch die senkrechten Mischschnecken ist schonend. Selbst bei feuchten und strukturschwachen Komponenten wird das Futter schonend gemischt. Ein Vermusen kann ausgeschlossen werden.
Das kontinuierliche Beschicken mit aufgelockertem Gut und die richtige Reihenfolge der Komponenteneingabe wirken sich günstig auf den Mischvorgang aus. Längere Mischzeiten können dadurch vermieden werden.
Wiegen
Der Mischbehälter ist über vier Wiegestäbe mit dem Fahrzeugrahmen verbunden. Die Gewichtsanzeige erfolgt über einen elektronischen Wiegecomputer. Er ist in der Kabine auf der rechten Seite über dem Lenkrad angebracht. Während der Arbeit ist die Displayanzeige im Blickfeld des Fahrers. Das Display ist beleuchtet und die 45 mm großen Ziffern sind sehr gut zu erkennen. Die Genauigkeit der Gewichtsanzeige ist abhängig vom Einfüllgewicht. Bei einer Mindestmenge von 130 kg haben wir eine Abweichung von 2,4 % und bei maximaler Zuladung von < 1 % festgestellt.
Futteraustrag
Der Futteraustrag ist bei Mischungen mit Ladewagengrassilage oder Heu und Stroh manchmal schubweise. Mit etwas Erfahrung und Geschick lässt sich aber entlang der gesamten Austragsstrecke eine relativ gleichmäßige Futterablage verwirklichen. Die Austragsmenge ist über die Stellung des Dosierschiebers, die Fahrgeschwindigkeit und die Drehzahl gut anzupassen. Ein voller Behälter kann innerhalb von drei Minuten ausgetragen werden. Vorteilhaft auf die Behälterentleerung wirkt sich die schnelle Stufe der Mischschnecke aus. Futterreste auf der Schnecke und am Behälterboden werden somit besser entleert. Eine fast vollständige Behälterentleerung ist somit zu erreichen. Im Austragbereich des rechten Austragsschiebers bleiben Futterreste liegen.
Beim Austrag großer Futtermengen (einmalige Futtervorlage am Tag) wird aufgrund der im Heck mittig angebrachten Zwillingsräder kein Futter überfahren. Die Lenkung im Heck und die damit verbundene, sehr direkte Reaktion auf Lenkbewegungen erfordert beim Futteraustrag Übung und Geschick.
Die linke Auswurfseite ist aufgrund der besseren Übersicht zu bevorzugen. Über die rechten Außenspiegel ist der Futteraustrag schlecht einsehbar. Es muss beim Austragen der Fräsarm angehoben werden um über die Spiegel den Auswurf sehen zu können. Die Anbringung einer Überwachungkamera, die als Sonderausstattung erhältlich ist, ist dringend zu empfehlen. Einfacher und bequemer für den Fahrer ist die Überwachung und Kontrolle auf der linken Seite. Im praktischen Einsatz wurden die Austragsmengen fast immer bei voll geöffnetem Schieber über die Motordrehzahl und die Fahrgeschwindigkeit geregelt.
Handhabung
Die Fahrerkabine ist vor der Vorderachse auf der linken Seite angeordnet. Alle Hebel und Schalter sind in der Kabine auf der rechten Seite ergonomisch günstig angeordnet. Das Fahrwerk mit den vier Rädern und der mittig im Heck angeordneten Lenkung mittels Zwillingsrädern macht den Wagen sehr wendig. Das Fahrzeugheck reagiert sehr direkt auf Lenkbewegungen, dies erfordert vom Fahrer Übung im Umgang. Besonders bei Fahrten auf öffentlichen Straßen und Wegen muss man sich darauf einstellen. Von Vorteil ist, dass die Vorderachse mit einer Lamellenbremse ausgestattet ist. Die pneumatische Feststellbremse schließt beim Abstellen der Maschine automatisch und ist durch einen Taster am Bedienpult zu betätigen. Darüber hinaus ist neben der Lenksäule ein Fußpedal für die hydraulische Betriebsbremse angebracht. Im Praxiseinsatz wird die Fahrgeschwindigkeit der Maschine nur durch den Hydrostatantrieb geregelt.
Der Monitor mit den beiden Überwachungskameras für den Mischbehälter und am Wagenheck gehört zur Serienausstattung. Besonders die Überwachungskamera am Wagenheck ist bei Rückwärtsfahrt notwendig. Die Außenkante des Mischbehälters ist damit aber nicht einsehbar. Sie müssen über die Außenspiegel kontrolliert werden. Ein Sitzkontaktschalter schaltet die Mischschnecke automatisch ab, sobald der Fahrer die Kabine verlässt und trägt damit zur Verbesserung der Arbeitssicherheit bei. Die Bedienungsanleitung für den SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ beschreibt gut das Arbeiten mit der Maschine.
Die Ersatzteilliste ist übersichtlich und umfangreich.
Übersicht 1: Handhabung
* Bewertungsbereich: + + / + / o / – / – – (o = Standard, k.B. = keine Bewertung)
Einsatzverhalten
Die Motorleistung reichte für alle praktischen Einsatzverhältnisse aus. Für den zentralen Antrieb ist der Wagen mit einem wassergekühlten Volvo 4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor, Abgasstufe IV mit einer Leistung von 160 kW ausgestattet.
Der Kraftstoffverbrauch ist im Wesentlichen von der Beanspruchung und den Bedingungen z.B. am/im Silo abhängig. Bei Vollgas und Belastungsspitzen (beim Fräsen) wurde maximal ein Verbrauch von 33 l/h gemessen. Bei einem kompletten Zyklus (Fräsen Gras- und Maissilage, Mischen und Transportfahrt, Austragen) mit 7.818 kg Futter sowie einer Wegstrecke von 600 m wurde im Mittel ein Verbrauch von 16,6 l/h bzw. 1,3 l/t gemessen, siehe Bild 9.
Beim Hydrostatantrieb sind die zwei Geschwindigkeitsstufen von Vorteil. Sie lassen sich einfach mit einem Taster am Bedienpult einstellen. Mit dem fußbetätigten Hydrostatventil kann die Geschwindigkeit stufenlos geregelt werden. Auf unserer Messstrecke haben wir mit leerem Mischbehälter eine maximale Geschwindigkeit von 12,6 km/h in der ersten und 26,5 km/h in der zweiten Stufe gemessen. Der Wendekreis ist vergleichsweise klein. Der Radstand beträgt 4,8 Meter. Mit entsprechender Übung und Erfahrung kommt man mit der Hinterradlenkung gut zurecht. Bedingt durch die kompakte Bauart des Wagens und die Hinterradlenkung,kann auch an engen Entnahmestellen noch gut rangiert werden. An der äußeren Vorderradspur haben wir einen Wendekreis von 9,48 Meter gemessen. Mit abgesenkten Fräsarm (0,30 m vom Boden) wurden an der Außenkante der Fräse 11,15 Meter ermittelt. Die Bereifung war für die Beanspruchungen während der Prüfung vollkommen ausreichend.
Der Geräuschpegel beträgt bei maximaler Motordrehzahl mit zugeschalteter Mischschnecke und Fräse und bei geschlossener Kabine am Ohr des Fahrers 70,6 dB(A) und ist vergleichsweise sehr gering. Bei anderen Betriebszuständen werden ähnlich geringe Werte erreicht (siehe Tabelle 4). Auch bei der Vorbeifahrt sind die Werte gering, die bei Vollgas in einem Abstand von 7,5 Meter von der Gerätelängsachse gemessen wurden. Auf der rechten Fahrzeugseite wurde ein Schalldruckpegel von 77,6 dB(A) und auf der linken von 79,6 dB(A) gemessen.
Tabelle 4: Schalldruckpegel (in der Kabine am Ohr des Fahrers)
* Schalldruckpegel bei maximaler Motordrehzahl
Wartung
Für einen dauerhaften, reibungslosen und störungsfreien Einsatz ist zu empfehlen, regelmäßig vor jedem Einsatz eine Kontrolle der wichtigsten Bauteile vorzunehmen. Gegebenfalls sind Verschmutzungen zu entfernen, um die Funktion nicht zu beeinträchtigen. Besonders auf dem Motor hinter der Fahrerkabine sollten liegengebliebene Futterreste regelmäßig entfernt werden.
Die Kontroll- und Wartungsintervalle sind in der Bedienungsanleitung vorgeschrieben. Für den Motor gelten gesonderte Wartungsintervalle. In Tabelle 5 sind die vom Fahrer durchführbaren Wartungsarbeiten aufgeführt.
Tabelle 5: Wartungsarbeiten
Anmerkung:
Bei Ladewagengut ist ein erhöhter Messerverschleiß an der Frästrommel festzustellen.
Die Messer sollten nicht nachgeschliffen, sondern einmal umgedreht und dann gewechselt werden.
Haltbarkeit
Im praktischen Einsatz wurde der SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ in fünf DLG Einsatzbetrieben eingesetzt, das Fahrzeug hat bisher 85 Betriebsstunden gearbeitet. Dabei wurden bislang 165 Mischungen hergestellt. Von der Fa. SILOKING wurde ein Mischwagen gleichen Typs in drei Betrieben eingesetzt und der Einsatz protokolliert. Dieses Fahrzeug hat in drei Monaten 258 Betriebsstunden gearbeitet. Dabei wurden 594 Mischungen mit insg. 4489,8 t hergestellt. Der während des Prüfungszeitraumes festgestellte Verschleiß an den Fräsmessern war nach Aussage der Landwirte normal. An den Misch- Verteil- und Austragsorganen sind keine Störungen aufgetreten.
Umfrageergebnis
Eine Umfrage bei Besitzern typengleicher Futtermischwagen konnte nicht durchgeführt werden, da die Auslieferung der Serie im Januar 2016 erfolgte.
Arbeitssicherheit
Der selbstfahrende Futter- Misch- und Verteilwagen SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ wurde durch die Deutsche Prüfstelle für Land- und Forsttechnik (DPLF) begutachtet. Gegen die Verwendung des Gerätes bestehen aus sicherheitstechnischer Sicht keine Bedenken.
Verkehrssicherheit
Der geprüfte SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ ist als Sonder-Kfz. für Fahrten auf öffentlichen Straßen und Wegen zugelassen. Eine Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) liegt vor. Die maximale Höchstgeschwindigkeit der Maschine beträgt 25 km/h. Zum Fahren ist mindestens ein Führerschein der Klasse L erforderlich. Aufgrund des Leergewichts von 12.320 kg und dem zulässigen Gesamtgewicht des Futtermischwagens von 15.520 kg darf das Fahrzeug bei Fahrten auf öffentlichen Straßen mit maximal 3.200 kg beladen sein.
Fazit
Die im vorliegenden DLG- ANERKANNT Gesamtprüfung geprüften Kriterien bewerten auf Basis von Labor- und Praxisuntersuchungen die Funktionseigenschaften des Selbstfahrenden Futter-Misch- und Verteilwagens SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³. Der geprüfte Selbstfahrende Futter-Misch- und Verteilwagen SILOKING SelfLine 4.0 Premium 19 m³ hat die Anforderungen des Prüfrahmens hinsichtlich der untersuchten Kriterien erfüllt.
Hersteller und Anmelder
SILOKING Mayer Maschinenbau GmbH,
Kehlsteinstraße 4,
84529 Tittmoning
Kontakt:
Telefon 08683 89840,
Telefax 08683 898455,
mayer@siloking.com ,
www.siloking.com
Das Prüfzeichen
Ein Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT GESAMTPRÜFUNG“ wird für landtechnische Produkte verliehen, die eine umfassende Gebrauchswertprüfung der DLG nach unabhängigen und anerkannten Bewertungskriterien erfolgreich absolviert haben. In dieser Prüfung werden neutral alle aus Sicht des Praktikers wesentlichen Merkmale eines Produkts bewertet. Die Prüfung umfasst Untersuchungen auf Prüfständen und unter verschiedenen Einsatzbedingungen, zusätzlich muss sich der Prüfgegenstand bei der praktischen Erprobung im Einsatzbetrieb bewähren. Die Prüfbedingungen und -verfahren wie auch die Bewertung der Prüfungsergebnisse werden von einer unabhängigen Prüfungskommission in einem Prüfrahmen festgelegt und laufend den anerkannten Regeln der Technik sowie den wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Erkenntnissen und Erfordernissen angepasst. Die erfolgreiche Prüfung schließt mit der Veröffentlichung eines Prüfberichtes sowie der Vergabe des Prüfzeichens ab, das fünf Jahre ab dem Vergabedatum gültig ist.
Der DLG-Anerkannt Gesamtprüfungstest umfasste Messungen und Einsatzuntersuchungen in landwirtschaftlichen Betrieben. In den Praxisbetrieben wurden das Entnehmen und Befüllen, das Mischen, der Futteraustrag, der Kraftstoffverbrauch gemessen und die Bedienung, Handhabung, die Wartung, die Haltbarkeit beurteilt. Die Prüfung wurde gemäß dem DLG-Prüfrahmen für Futter-Misch- und Verteilwagen (Stand Oktober 2008) durchgeführt.