10.06.2020
Resistenz ist nicht gleich Resistenz
AGRIS42
Themen
Pflanzenschutz Herbizid
Vermutlich gibt es keinen Ackerbauern, der noch nicht vom Thema Resistenzmanagement und dessen Bausteinen gehört hat. Neben einer möglichst vielgliedrigen Fruchtfolge, wechselnden Bodenbearbeitungstechniken (Stichwort Pflug) und veränderten Saatterminen wird dabei auch immer die Möglichkeit eines Wirkstoffwechsels genannt. Während eine Anpassung der Fruchtfolge nicht immer ökonomisch und innerbetrieblich sinnvoll ist, ist eine wendende Bodenbearbeitung arbeitswirtschaftlich nicht in jedem Fall die erste Wahl. Eine Verzögerung der Aussaattermine kann dazu führen, dass die feuchten Bedingungen im Herbst eine Aussaat verhindern und man mit einem früheren Termin auf der sicheren Seite gewesen wäre. Dies war in diesem Jahr in Regionen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins der Fall. Doch was kann der Wirkstoffwechsel bewirken und welche “echten” Wechsel stehen zur Verfügung? Sind bestimmte Wirkstoffe auf einer Fläche vielleicht gar nicht mehr wirksam und kommen dadurch nicht mehr in Frage?
An Ackerfuchsschwanzproben, die 2018 und 2019 gesammelt wurden, zeigt sich, dass sich verschiedenste Resistenzprofile herausbilden. Das bedeutet, dass Produkte, die auf einem Feld noch wirken, auf einem anderen Schlag vielleicht keine Wirkung mehr zeigen und daher nicht mehr als Alternative in Betracht kommen. Exemplarisch werden hier drei häufige Situationen beschrieben. Sie basieren auf den Analysen von 500 Ackerfuchsschwanzproben, die im Weizen gesammelt wurden. Alle Proben stammen aus Feldern, in denen nach Abschluss aller Maßnahmen im Herbst und Frühjahr noch Ackerfuchsschwanz gefunden wurde. Der Befall reichte dabei von wenigen einzelnen Pflanzen bis hin zum massiven, ganzflächigen Befall.
Situation 1: ALS & ACCase wirken nicht mehr
Dies ist sicherlich der Super-Gau und zum Glück vergleichsweise selten. Fallen beide Wirkstoffgruppen komplett weg, stehen im Getreide keine Möglichkeiten zum Herbizideinsatz im Frühjahr mehr zur Verfügung.
Situation 2: ALS & ACCase wirken noch
Diese Situation ist leider auch vergleichsweise selten. Eine vollständige Wirksamkeit ist jedoch nicht nur bei Bio-Landwirten anzutreffen. In diesem Fall wirken noch alle getesteten Produkte und es liegen keine Resistenzen vor. Die unzureichende Wirkung ist daher wahrscheinlich auf Applikationsprobleme zurückzuführen.
Situation 3: ALS wirkt noch (teilweise) & ACCase wirkt noch (teilweise)
Dieses Szenario ist am weitesten verbreitet und findet sich in allen Regionen Deutschlands wieder. Häufig ist eine abnehmende Wirkung der Herbizide, die im Getreide eingesetzt werden können, zu beobachten. Dies betrifft z.B. Atlantis (ALS) und/oder Axial (ACCase). Nicht betroffen sind jedoch Produkte aus der gleichen Wirkstoffgruppe, die in anderen Kulturen eingesetzt werden können. Bei den ALS-Inhibitoren kann hier MaisterPower genannt werden, bei den ACCase-Inhibitoren stechen die DIMS (FocusUltra, Select) oder auch einige FOPs aus der Zuckerrübe oder dem Raps wie beispielsweise Agil-S heraus. Hier kann sich ein sehr differenziertes Bild an Handlungsmöglichkeiten im Getreide bzw. anderen Kulturen ergeben.
Woher weiß man, wo man selbst steht?
Ohne Resistenzuntersuchung lässt sich nicht ermitteln, welche Handlungsoptionen man noch hat. Dafür sind die möglichen Resistenzen in ihrer Kombination zu vielfältig. Die Analysemöglichkeiten haben sich aber in den letzten Jahren deutlich verbessert. Landwirte können nun einfach und kostengünstig erfahren, welche Handlungsoptionen noch für Ihre Flächen zur Verfügung stehen und welche Kulturen für einen etwaigen Fruchtfolgewechsel Sinn machen. Näheres dazu finden Sie auf unserer Homepage unter www.agris42.de/resistenztest.
Ein mögliches Ergebnis der Resistenzuntersuchung
Verbreitete Resistenzprofile
Beispielhafte Darstellung verbreiteter Resistenztypen: unten links: ACCase & ALS sensitiv; unten rechts: ALS-Sensitv, ACCase resistent, oben links: ALS&ACCase resistent, oben rechts: ALS resistent & ACCase sensitiv