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16.04.2021

Ramularia – In diesem Jahr ist mit höherem Risiko zu rechnen

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N.U. AGRAR GMBH - ALLGEMEIN

Themen

Fungizid

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Ramularia trat zuletzt 2017 in der Gerste in ganz Deutschland in einem Ausmaß auf, das eine darauf abgestellte Fungizidstrategie erforderte. Die Ausbreitung des Pilzes wird begünstigt durch den aktuellen Witterungsverlauf mit dem Wechsel zwischen strahlungsarmer, kalter Witterung und kurzfristig intensiver Strahlung.

Ramularia hat zudem eine Vielzahl an Wirtspflanzen: alle Getreidearten, außer Hafer, aber auch Mais, Ungräser wie Flughafer, Hühnerhirse, Trespen und Quecke. Angrenzend an Maisschlägen trat Ramularia verstärkt auf. Der Erstbefall im Schlag geht von belastetem Saatgut, befallenen Ernterückständen oder benachbarten Wirtspflanzen aus.

Ramularia (Ramularia collo-cygni)

Der Pilz wächst nach der Infektion aus dem Saatgut oder ausgehend von Ernterückständen aus dem Herbst, zunächst im Leitbahnsystem von Einzelpflanzen, um dann ab der 3. Aprildekade durch Regen und nachfolgende hohe Strahlung angeregt, verstärkt Sporenmaterial auszuschütten, das die umgebenden Pflanzen infiziert.

Nach erfolgter Infektion entwickelt sich der Pilz erst symptomlos weiter. Temperaturen über 25 °C und hohe Strahlung nach einer weiteren Schlechtwetterphase, meist nach den Eisheiligen, veranlassen den Pilz Rubelline zu produzieren, das sind Phototoxine, die zur Zerstörung von Zellen führen. Die braunen, mit einem gelben Saum umgebenen Läsionen entwickeln sich entlang der Blattadern. Auf der Blattunterseite sind in der Folge die aus den Spaltöffnungen herauswachsenden Sporenträger gut mit der Lupe zu erkennen. Die Zerstörung des Blattgewebes erfolgt innerhalb kürzester Zeit.

Die Bekämpfung muss erfolgen, wenn das vorletzte Blatt der Wintergerste (F-1) geschoben wurde, bevor sich das massenhaft gebildete Sporenmaterial darauf festsetzen kann (meist zu Beginn der 3. Aprildekade). Eine 2. Behandlung ist erforderlich, wenn die Eisheiligen mit Regen beendet werden und danach hohe Strahlung mit Temperaturen um 25 °C herrschen.

Blattflecken, die durch die Blattadern begrenzt werden und auf denen später ein weißer Pilzflaum zu erkennen ist, sind typisch für Ramularia. Innerhalb weniger Tage nekrotisieren die befallenen Blätter.

Bekämpfung von Ramularia

Eine Notfallzulassung für Süddeutschland zur Bekämpfung von Ramularia erhielt das Folpet und das Amistar Max (Wirkstoff Folpan), das aber nicht an die Wirkung des Chlorthalonil heranreicht. Die Wirkung der Pyrazol-Carboxamide (Bixafen, Benzovindiflupyr = Solatenol, Fluxapyroxad, Isopyrazam) fällt aufgrund der Resistenz-entwicklung bereits stark ab. Mit höheren Aufwandmengen an Prothioconazol konnte Ramularia in den Vorjahren noch aufgehalten werden, wenn die Behandlung innerhalb von 3 bis 4 Tagen nach der Infektion erfolgte. Das Mefentrifluconazol (= Revysol im Revystar, Revytrex, Balaya) wirkte in den Versuchen der BASF aufgrund seiner Formulierung kurativ noch etwas stärker und länger. In unseren Versuchen hatte die Kombination von 50 % Mefentrifluconazol + 50 % Prothioconazol (Revytrex + Ascra Xpro) eine stärkere Wirkung als die Einzelmittel (100 % Aufwand), ohne an die Wirkung des Chlorthalonil heranzukommen. Andere Azole haben keine Wirkung gegen Ramularia.

Aktuell steigt das Ramularia-Risiko

Das für kommende Woche angekündigte kalte, schlechte Wetter mit nachfolgend son-nigen Abschnitten begünstigt die Ausbreitung von Ramularia. Eine Fungizidspitzung sollte deshalb gegen Ende der Schlechtwetter- bzw. zu Beginn der Schönwetterphase erfolgen. Morpholine in höheren Mengen sollten gemieden werden, um das Gewebe nicht anzugreifen. Auch Spritzungen mit Moddus oder anderen aggressiv formulierten Wachstumsreglern sollten möglichst nicht am Morgen unmittelbar nach dem Tau erfolgen, sondern erst in den Nachmittagsstunden.

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