06.08.2021
Probeartikel: Bodenbearbeitung unter erschwerten Bedingungen
HANSE-AGRO - ALLGEMEIN
Themen
Bodenbearbeitung Aussaat Ackerbau
**Dies ist ein kostenloser Probeartikel aus dem Kanal "Hanse-Agro - Pflanze Aktuell"**
Die Aussaat des Rapses rückt näher. Die Niederschläge der letzten Zeit haben für erhöhte Bodenfeuchte gesorgt und häufig sind vom Drusch ausgeprägte Spuren da. Auch die Stoppelbearbeitung nach Getreide und Raps steht zudem auf dem Zettel. Wie vorgehen?
Schaut man sich die Bodenfeuchtekarte des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung für den Verlauf der letzten zwei Wochen an, erkennt man das Problem: Bis auf die Mitte Deutschlands und andere, kleine Gebiete herrscht überall eine hohe Bodenfeuchte im Oberboden (0-25 cm). Teils werden 100 % nutzbare Feldkapazität erreicht. Dementsprechend schwierig gestaltet sich die Ernte. Hier wollen wir uns primär auf sehr feuchte Böden konzentrieren, da diese am kritischsten zu bewerten sind.
Die erste Situation gilt der Vorbereitung der Rapsaussaat. Geräumt sind vorwiegend Flächen nach Gerste oder frühem Weizen. Oft stehen die Flächen zu Raps jedoch noch auf dem Halm. Gerade bei Strohverbleib erst recht, wenn Mähdrusch und Abfuhrspuren vorhanden sind, trocknet der Boden nur langsam ab. Wird das Stroh flach eingearbeitet, ist die isolierende Wirkung auf der Bodenoberfläche durchbrochen. Der Boden muss das überschüssige Wasser nicht nur nach unten wegdrainieren, sondern kann auch nach oben ablüften. Die Tiefe sollte sich möglichst an den Spuren von Mähdrusch und Kornabfuhr ausrichten, wenn diese nicht zu tief sind.
Als Werkzeuge sind Zinkengeräte ohne Flügel vorzuziehen, da im für eine Bearbeitung eigentlich zu nassen Boden mit Scheibenwerkzeugen oder Flügelscharen keine Schmierhorizonte entstehen. Wichtig wäre auch möglichst schnelles Fahren, was den Boden besser bricht.
Danach kommt eine Zeit des Abtrocknens. Ist dieser Schritt bereits geschehen, der Bearbeitungshorizont schon wieder eingeschlämmt und trocknet dadurch schlecht ab, sollten Sie diesen evtl. nochmal aufreißen. Dafür ist aber zwingend eine stabilere Witterungsphase abzuwarten, da die wiederholt bearbeitete Oberfläche dadurch noch instabiler wird.
Wird durch das Aufreißen des Bodens ein besseres Abtrocknen erreicht, was natürlich das Ziel ist, kann auch die tiefe Bodenbearbeitung unter besseren Bedingungen erfolgen. Denn auf entsprechenden Standorten ist klar, dass die Grundbodenbearbeitung tief in den Boden eingreifen muss, um die Übernässung und die Spuren zu beseitigen. Rapswurzeln wachsen nicht in verdichteten oder staunassen Horizonten! Im Zweifel bleibt als sichere Variante Pflügen (~20 cm Tiefe), wobei dort die Gefahr eine Schmierschicht zu erzeugen größer ist. Ansonsten muss gerade bei hoher Bodenfeuchte tief eingegriffen werden. Mit schmalen Grubberscharen, die möglichst konisch auf 45-50 mm zur Spitze zulaufen. Je schwerer der Boden, desto wichtiger ist dieses Vorgehen.
Manche Probleme sind unter diesen Bedingungen kaum zu lösen, wie z.B. die mechanische Bekämpfung der Acker- und Wegschnecken. Gerade der auflaufende Raps könnte dieses Jahr stark durch die Schnecken gefährdet sein. Da diese sehr günstige Witterungs- und Entwicklungsbedingungen vorfinden. Mehr Zeit bleibt für die Schneckenbekämpfung auf der Rapsstoppel.
Auf der Rapsstoppel sind mehrere Ziele im Fokus. Neben der Schneckenbekämpfung sollten die Ausfallpflanzen nicht größer als zwei bis drei Blatt werden, um v.a. Kohlherniebefall nicht zu begünstigen. Zudem sollte den Schädlingen wie Kohlfliege, Rübsenblattwespe o.ä. sowie Erdflöhen die grüne Bücke entzogen werden. Ist dieses durch eine Stoppelbearbeitung nicht möglich, sollte die Rapsstoppel mit einem Glyphosatpräparat abgetötet werden. Um später unter hoffentlich trockeneren Bedingungen die Stoppelbearbeitung nachzuholen. Stark im Fokus stehen auch die Hagelschäden bzw. Ausschüttelverluste. Die Rapssamen haben zwar grundsätzlich durch die vorhandene Bodenfeuchte gute Keimbedingungen. Aber je nach Dormanz der angebauten Sorte kann sich die Keimung trotzdem hinziehen. Wieviel Samen liegen denn da überhaupt?
Gemessene Druschverluste bei Raps liegen um 2,5-3,0 dt/ha, was 5.000 bis 6.000 Körner/m² entspricht (Spanne ca. 2.000 bis 15.000). Ein Totalverlust (Hagel) von 40-50 dt/ha entspricht 80.000 bis 100.000 Körner/m². Da gerade in engen Rapsfruchtfolgen die Gefahr eines sich aufbauenden Potenzials hoch ist, muss diesem Thema hinreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn gemessene Mindererträge durch Durchwuchsraps liegen nicht selten zwischen 3 bis 8 dt/ha Sollen die Samen sicher keimen, muss wiederholt flach, also nicht tiefer als 3-5 cm gearbeitet werden. Je nach Jahr und Bedingungen bis zu drei Mal. Es gibt allerdings kaum Technik, die sich ausreichend der Bodenoberfläche anpasst.
Die Spuren der Ernte lassen sich dann erst direkt vor der Aussaat beseitigen. Grundsätzlich besteht das sicherste Verfahren darin, stets nur flach zu arbeiten, die Stoppel dabei zu zerkleinern (Phomapotenzial) und die Verdichtungen durch Lockerung ohne Mischen zu beseitigen. Am ehesten kommen hierzu normale Zinkengrubber mit sogenannten Low-Disturbance-Scharen in Frage.
Getreide nach Getreide hat meist noch etwas Zeit. Aber auch hier kann ein „lüftender“ Arbeitsgang sinnvoll sein.
Übrigens: für Gräser wie Ackerfuchsschwanz, Weidelgras, Windhalm und Trespen gilt Ähnliches wie für Ausfallraps. Die Bearbeitung muss eher noch flacher ausfallen (0 bis 3 cm). Auch im Falle einer Samenschüttung ist eine Lockerung ohne Mischen empfehlenswert. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Newsartikel vom 19.07. („Ausfallsamenmanagement auf Verungrasungsflächen“). Falls Sie mehr über die Thematik erfahren wollen, legen wir Ihnen das Seminar „Lass kein Gras drüber wachsen“ ans Herz. Alle weiteren Infos hierzu gibt es hier.
**Dies ist ein kostenloser Probeartikel aus dem Kanal "Hanse-Agro - Pflanze Aktuell"**