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10.02.2021

Pflanzenschutz: Verbände kritisieren Verbote

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Ackerbau Artenvielfalt Allgemein Naturschutz Pflanzenschutz

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Vor dem Kabinettsbeschluss des „Aktionsprogramms Insektenschutz“ argumentieren Verbände gegen den Sinn des Verbotes von Pflanzenschutz.

Kommenden Mittwoch will das Bundeskabinett das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ beschließen. Dieses beinhaltet unter anderem, dass in Naturschutzgebieten, Naturmonumenten und Naturdenkmälern Biozide gänzlich verboten werden. Das gleiche gilt auch für Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und in gesetzlich geschützten Biotopen. Des weiteren ist vorgesehen, dass innerhalb von zehn Metern zur Böschungsoberkante von Gewässern kein Pflanzenschutz mehr erlaubt ist. Branchenschätzungen zufolge gehen durch die Verbote sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche verloren.

IVA argumentiert gegen pauschales Verbot von Pflanzenschutz

Der Industrieverband Agrar (IVA) hält einzelne der geplanten Regelungen für nicht zielführend, wirkungslos und in Teilen kontraproduktiv. Der Verband forderte deshalb vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) Nachbesserungen. So lehnt der IVA ein pauschales Anwendungsverbot von Pflanzenschutzmitteln in Gebieten mit Bedeutung für den Naturschutz ab. „Von außen betrachtet mag sich mancher fragen, was Pflanzenschutzmittel in diesen Gebieten zu suchen haben“, so IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer. Er macht darauf aufmerksam, dass es nicht selten sei, dass landwirtschaftliche Betriebe mit ihrer gesamten Anbaufläche in Schutzgebieten lägen. „Auch diese Landwirte müssen ihre Kulturen vor Pilzen und Schädlingen schützen“, ergänzt Gemmer.

Nach Ansicht des IVA würde ein solches Verbot sogar kontraproduktiv wirken: Der Wirtschaftsverband gibt zu bedenken, dass Schutzgebiete stark von ihrer heterogenen Landschaftsstruktur, etwa durch Obst- oder Weinbau, profitierten. „Schutzgebiete sind oft Kulturlandschaften. Manche Arten haben sich erst in Folge der agrarischen Nutzung angesiedelt. Verschwindet hier die Landwirtschaft, verarmt auch die Artenvielfalt. Das wäre ein Bärendienst für die Biodiversität“, erläutert Frank Gemmer.

Kooperation statt Verbote

Bauernpräsident Joachim Rukwied hält die Verordnung schlecht für die Gemeinsamkeit von Landwirtschaft und Naturschutz. Insektenschutz sei ein wichtiges und auch von der Landwirtschaft unterstütztes Ziel, so Rukwied. Er erinnert daran, dass der Berufsstand  selbst bereits erfolgreich praxistaugliche und wirtschaftlich tragfähige Maßnahmen für die Förderung der Biodiversität entwickelt habe. „Dieses Gesetzespaket widerspricht allen vollmundigen Bekundungen des Bundesumweltministeriums, die Landwirte sollten mit Naturschutz Geld verdienen können“, betont Rukwied. Der Präsident kritisiert auch, dass für die Umsetzung des „Aktionsprogramms Insektenschutz“ eine fundierte Folgenabschätzung hinsichtlich der Anzahl betroffener Betriebe und Flächen fehle.

Unter dem Motto „Neustart beim Insektenschutz“ fordert ein breites Bündnis aus Landwirten, Waldbesitzern, Gartenbau, Genossenschaften, Landnutzern und Flächeneigentümern in einer gemeinsamen Erklärung Kooperation statt Verbote. Die Erklärung kann auf derInternetseite des Deutschen Bauernverbandes (DBV) als PDF geladen werden.

Foto: Franz W./pixabay.com (Symbolbild)

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