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04.07.2021

Pferdefutter – Ergebnisse der VFT-Prüfung im Jahr 2020

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VEREIN FUTTERMITTELTEST E.V.

Themen

Futter und Fütterung

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Auch im Jahr 2020 hat der Verein Futtermitteltest (VFT) die Prüfung von Pferdefutter im Rahmen seines Vergleichenden Warentests fortgeführt. Die 27 Futterproben stammten aus 18 Mischfutterwerken (16 Hersteller) und wurden in Pferdebetrieben, beim Futtermittelhersteller oder im Handel beprobt. Sie verteilten sich auf zwei Ergänzungsfutter (EF) für Fohlen, fünf EF für Zuchtpferde sowie 20 EF für ausgewachsene Pferde mit unterschiedlicher Belastung, z. B. in Sport- und Freizeitnutzung. Die Proben wurden im Labor untersucht, bei Auffälligkeiten ggf. nochmals in einem zweiten Labor. Die Ergebnisse wurden in drei Testreihen zusammengefasst, im Test 25/20 spezielle Futter für Stuten und für Fohlen, im Test 23/20 Ergänzungsfutter für ausgewachsene Pferde mit unterschiedlicher Belastung (pelletierte Futter) und in Test 24/20 Müslifutter.

Die Testreihen sind mit den Einzelergebnissen und Namensnennung auf der Homepage des VFT (www.futtermitteltest.de) unter „Testergebnisse“ zu finden, Infos zur Vorgehensweise unter „Bewertung“. Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse zusammengefasst.

Einhaltung der Herstellerangaben

Bei den einzelnen Futtermitteln wurden von den Herstellern für jeweils 9 - 14 Parameter (im Mittel 10,8) die Gehaltswerte angegeben und im Labor überprüft. Tabelle 1 zeigt die Prüfergebnisse der Deklarationskontrolle (Übereinstimmung/ Abweichung) von insgesamt 292 einzelnen Deklarationen (Herstellerangaben). Angaben zum Gehalt an Energie und Aminosäuren wurden nur selten gemacht. Einmal war der Energiegehalt höher, einmal der Methionin-Gehalt geringer als angegeben (Einzelfälle). Die Gehalte an Rohnährstoffen sind verpflichtend anzugeben, die Minaralstoffgehalte teilweise.

Die angegebenen Werte wurden zwar durch die Analyse über¬wiegend bestätigt – Deklarationseinhaltung von 93,8 % (Vorjahre 95,3 bzw. 95,6 %). Von einer Deklarationsabweichung waren aber 11 Futter (=40 %, Vorjahre 40 bzw. 28 %) betroffen, davon sogar vier Futter (14,8 % der Futter) mehrfach. Die festgestellten 18 Abweichungen (niedrigere, höhere Gehalte) ergeben eine Beanstan¬dungsquote von 6,2 % (Vorjahre 4,4 bzw. 4,7 %). Die Beanstandungsquote der Pferdefutter liegt für das Jahr 2020 deutlich höher als im Mittel aller Prüffutter (ca. 2 % Beanstandungen).

Einhaltung der fachlichen Vorgaben

Um die Pferde ausgewogen füttern zu können, sollte ergänzend zum verfügbaren Raufutter ein dazu passendes Ergänzungsfutter ausgewählt und eingesetzt werden. Für Fohlen und Stuten sind im Hinblick auf die Anforderungen der Tiere (Organ- und Muskelwachstum, Milchproduktion) im zugekauften Mischfutter üblicherweise höhere Gehalte an Rohprotein (min. 14 %) bei be-grenzten Rohfasergehalten (max. 15 %) nötig. Eine Kupferergänzung wird erwartet, um ca. 20-60 mg/kg in der Tagesration (inklusive der Gehalte aus dem Raufutter) sicherzustellen. Bei sehr geringen Mischfuttergaben (z. B. wenig beanspruchte Tiere, Fohlen) ist ein etwas höherer Kupfergehalt im Mischfutter sinnvoll. Die Futter für Stuten enthielten 27 - 33 mg Kupfer je kg, die Fohlenfutter 53 bis 70 mg/kg, was den Anforderungen entspricht.

Für ausgewachsene Pferde können wegen der sehr unterschiedlichen Bewegungsintensität keine festen Vorgaben für die Gehalte im Mischfutter gemacht werden. Zur Kalkulation der Ration und einer ggf. nötigen Mineralstoffergänzung sind auch Angaben zum Calcium- und Phosphor-gehalt nötig. Die geprüften Futter lagen bei 0,80 bis 1,50 % Calcium. Unter Berücksichtigung von Erfahrungen aus der Praxis und Empfehlungen der Wissenschaft sollte zur Vermeidung von Imbalancen zukünftig der Calcium-Gehalt im Standard-Ergänzungsfutter stärker begrenzt werden (max. 1,2 % im Mischfutter). Dieser Wert wurde bei nur vier von 20 Futtern mit 1,30-1,50 % leicht überschritten – neue Ca-Anforderungen werden somit weitgehend berücksichtigt.

Energiegehalt und Proteinqualität

Für eine bedarfsgerechte Fütterung der Pferde muss auch eine angemessene Energie- und Proteinversorgung erfolgen. Insbesondere bei Stuten in der Laktation, bei Fohlen und stark beanspruchten Pferden ist die Ergänzung mit energiereichem Krippenfutter wichtig, bei wenig beanspruchten Tieren sollte weniger und energieärmeres Krippenfutter gegeben werden.

Für laktierende Stuten und Fohlen (Aufzuchtpferde) ist die Proteinqualität besonders wichtig und eine Kalkulation der Versorgung mit dünndarmverdaulichem Rohprotein (dvRP) notwendig. Die im Test geprüften Futter wiesen sehr unterschiedliche Energie- und dvRP-Gehalte von 7,0 bis 11,6 MJ ME/kg bzw. 6,7 bis 14,2 % dvRP auf. Diese große Spreizung zeigt, dass unterschiedlichste Produkte am Markt verfügbar sind. Die Angabe von Energie und dvRP waren in den zurückliegenden Jahren nicht üblich. Sofern diese Informationen für beanspruchte Pferde, Stuten und Fohlen benötigt werden, der Hersteller solche Angaben für die Pferdefutter aber noch nicht macht, ist dort eine Nachfrage hilfreich. Die Energiegehalte könnte man auch anhand der angegebenen Nährstoffgehalte mit einer Schätzformel berechnen, was für dvRP aber nicht möglich ist.

Fütterungshinweise

Ein passendes Ergänzungsfutter sollte ausgehend vom Bedarf der Tiere und dem verfügbaren Grundfutter gezielt ausgewählt und eingesetzt werden. Für zugekauftes Ergänzungsfutter ist daher ein informativer Fütterungshinweis mit entsprechenden Angaben zu dem vorgesehenen Einsatzzweck (Tierkategorie, Raufutterart, -qualität, Kombinationen) und ein Hinweis auf die empfohlene Einsatzmenge nötig, damit der Tierhalter das passende Futter für sein Pferd auswählen und in geeigneter Menge zuteilen kann. Erfreulicherweise lag für alle Pferdefutter ein Fütterungshinweis auf den Begleitpapieren (Lieferschein, Etikett) vor. Unerfreulich ist insbesondere die fehlende Angabe für welche Tiergruppe/ -kategorie das Futter vorgesehen ist (7x) bzw. achtmal zur Rationsgestaltung / Grundfutterbasis. Andererseits gab es bei allen Futtern Informationen zur Einsatzmenge und zusätzlich lagen für zwei Drittel der geprüften Futter auch weitergehende Angaben vor, z.B. detaillierte Fütterungshinweise nach Gewicht und Bewegungsintensität, für Stuten nach Trächtigkeit / Laktation, für Fohlen bzgl. Wachstums- / Altersabschnitte.

Fazit

Bei geringer Beanspruchung kann ein Großteil des Bedarfs der Pferde durch Weidegang und Raufutter abgedeckt werden. Bei Tieren mit höherem Bedarf, wie Sportpferde mit hoher Beanspruchung/ Leistung, laktierenden Stuten, wachsenden Fohlen und für Tiere mit gesundheitlichen Problemen reicht die Versorgung mit Gras und Raufutter oft nicht aus. Hier muss das jeweilige Defizit in der Nährstoffversorgung durch Ergänzungsfutter ausgeglichen werden.

Im Warentest werden die im Handel befindlichen Mischfutter geprüft. Die Prüfergebnisse zeigen überwiegend eine gute Einhaltung der Herstellerangaben. Bei einzelnen Futtern gab es aber durchaus mehrere Abweichungen. Die Mängel in den Nährstoffgehalten sowie bei den Fütterungshinweisen (ggf. fehlende Elemente der Fütterungshinweise) sollten von den betroffenen Herstellern kurzfristig behoben werden. Dann kann sich der Pferdehalter aus dem Angebot ein passendes Produkt für sein Pferd auswählen und zielgerichtet (z. B. nach Beratung) einsetzen.

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