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01.04.2021

Ohne Gentechnik! Und wo kommt das ganze Futter her?

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TRANSGEN - FORUM BIO - UND GENTECHNOLOGIE E.V.

Themen

Allgemein Europa Technik in der Pflanzenproduktion

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Vor allem bei Milchprodukten ist „ohne Gentechnik“ fast Standard. Das grüne Label bezieht sich in erster Linie auf das Futter, das die Tiere erhalten haben. Doch: Wo kommen genug „gentechnik-freie“ Sojabohnen her, wie sie dafür benötigt werden? In Europa, erst recht in Deutschland wird davon viel zu wenig angebaut. Und was aus Nord- und Südamerika eingeführt wird, ist zum großen Teil gentechnisch verändert.

Auch wenn in den letzten Jahren der Sojaanbau in Europa – vor allem in Italien und im Donauraum – stark zugenommen hat, reichen die Erntemengen bei weitem nicht aus, um sich von Soja-Importen aus Nord- und Südamerika unabhängig zu machen. Erst recht trifft das auf Deutschland zu. Angetrieben von massiver öffentlicher Förderung hat zwar der Anbau von Sojabohnen vor allem in Süddeutschland kräftig zugelegt, doch gemessen an den Importen fällt die heimische Sojaproduktion kaum ins Gewicht. 2019 wurden auf 29.200 Hektar 84.100 Tonnen Sojabohnen geerntet (Zahlen FAO). Das sind gerade mal 1,4 Prozent der Sojaimporte aus Nord- und Südamerika sowie aus anderen EU-Ländern.

Als einziges nicht-europäisches Erzeugerland bietet Brasilien in größeren Mengen „gentechnik-freie“ Sojabohnen an. Allerdings: Mit einem seit Jahren ansteigenden Anteil an gv-Sojabohnen - inzwischen 96 Prozent der brasilianischen Anbauflächen - ist es immer aufwändiger und damit auch teurer geworden, „gentechnik-freie“ Soja anzubauen und die Ernten nach Europa zu liefern. Laut ProTerra ist der Anbau von Nicht-GVO-Soja in Brasilien in den letzten Jahren deutlich gesunken. Lag die Produktionsmenge 2018/19 noch bei 5,5 Millionen Tonnen, so schätzt die Organisation für 2020/21 nur noch 2,75 Millionen Tonnen.

Über die gesamte Produktionskette - vom Saatgut über Anbau, Ernte, Transport und Verschiffung bis zur Verarbeitung - müssen konventionelle Sojabohnen von gentechnisch veränderten getrennt werden. Zufällige Beimischungen von gv-Soja sind unter offenen natürlichen Bedingungen zwar nicht gänzlich zu vermeiden, doch sie sollen so gering wie möglich bleiben und den für die Kennzeichnung maßgebenden Schwellenwert von 0,9 Prozent nicht überschreiten. Meist liegen die GVO-Anteile für als „gentechnik-frei“ gehandelte Soja aus Brasilien zwischen 0,1 und 0,9 Prozent.

Die meisten gentechnikfreien Sojabohnen Brasiliens werden im Bundesstaat Mato Grosso angebaut. Sie werden vom Hafen Porto Velho aus verschifft, der über getrennte Anlagen für die Lagerung und Verschiffung gentechnikfreier Soja verfügt.

Vor der Verladung auf die Schiffe werden die Sojarohstoffe auf ihren GVO-Anteil analysiert, manchmal zusätzlich auch an anderen Stellen der Warenkette. Für so zertifizierte „gentechnik-freie“ Sojabohnen wird ein Preisaufschlag berechnet. Auch die Farmer in Brasilien erwarten eine zusätzliche Prämie, wenn sie sich zum Anbau konventioneller Sorten verpflichten. Aus ihrer Sicht fallen die Wünsche der gentechnik-kritischen Deutschen – und ähnlich in anderen EU-Ländern – gegenüber der in den letzten Jahren stark gestiegenen Nachfrage in Asien kaum noch ins Gewicht. Längst hat China die EU als weltweit größter Soja-Importeur abgelöst.

Nach Angaben von Branchenverbänden sind derzeit vier bis fünf Millionen Tonnen „Ohne Gentechnik“-Sojabohnen aus Brasilien (80 %) und Europa erhältlich. Geringe Mengen sind zertifiziert auch aus Indien verfügbar. Wie viel zertifizierte Soja nach Deutschland importiert wird, dazu gibt es keine verlässlichen Daten. Laut Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen von Ende 2020 waren 2018 etwa 0,8 Millionen Tonnen (22 Prozent des Sojaverbrauchs von 3,6 Mio Tonnen) nach Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert (Quelle: European Soy Monitor). Da diese nicht immer auch „GVO-frei“ umfassen, dürfte die Menge zertifizierter gentechnik-freier Soja noch geringer ausfallen.

Auch in Russland und der Ukraine wird großflächig Soja angebaut. Zwar sind dort gv-Sojabohnen offiziell verboten, doch ein illegaler Anbau ist nach Ansicht von Branchenkennern weit verbreitet. In der Ukraine soll mehr als die Hälfte der Produktion (2019 3,7 Mio t) von gv-Sorten stammen. Zudem benötigen beide Länder ihre Ernten für den Eigenbedarf und haben derzeit wenig Interesse, größere Soja-Mengen in die EU zu exportieren. Eine nennenswerte Menge importiert die EU lediglich aus der Ukraine (2019 etwa 0,8 Mio. Tonnen).

Eine größere Nachfrage nach „ohne Gentechnik“-Futtermitteln wird derzeit weniger durch die begrenzte Verfügbarkeit solcher Sojarohstoffe eingeschränkt, als durch die mangelnde Bereitschaft, für den höheren Aufwand auch mehr zu bezahlen. Akzeptieren die Konsumenten höhere Preise - allein für „ohne Gentechnik“ bei ansonsten gleichbleibender Qualität der Produkte? Oder zwingen die großen Handelsketten ihre Landwirte, die Mehrkosten für Gentechnik-freie Futtermittel zu übernehmen? Für die Erzeuger in Brasilien lohnen Investitionen in „gentechnik-freien“ Anbau und separate Warenketten nur, wenn die Europäer ihnen langfristig höhere Preise garantieren. Wenn nicht, ist der weiter ansteigende Absatz in China für sie das bessere Geschäft.

Sojawelten: Erzeugerländer, Produktionsmengen, GVO-Anteile

Produktion Mio. t

GVO-Anteil

Nicht-GVO (rechnerisch) Mio. t

Nordamerika

USA

96,8

94%

5,8

Kanada

6,05

84 %

0,97

Südamerika

Brasilien

114,3

96 %

4,57

Argentinien

55,3

100 %

0

Paraguay

8,5

99 %

0,085

Bolivien

3

97 %

0,09

Uruguay

1,3

97 %

0,04

EU

Italien

1,04

1,04

Frankreich

0,43

0,43

Rumänien

0,44

0,44

Kroatien

0,24

0,24

Österreich

0,22

0,22

Deutschland

0,084

0,084

übrige EU-Länder

0.36

EU gesamt

2,81

2,81

Osteuropa

Serbien

0,7

0,7

Ukraine

3,7

illegaler GVO-Anbau

?

Russland

4,4

illegaler GVO-Anbau

?

Sonstige

China

15,7

kein Export

15,7

Indien

13,3

kein Export

13,3

andere

6,3

6,3

Zahlen 2019: FAO, ISAAA

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