02.12.2020
Mikroplastik belastet Ackerböden
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Ökolandbau Bodenbearbeitung Aussaat
Die winzigen Kunststoffteilchen haben große Folgen für unsere Umwelt und Landwirtschaft: Studien zeigen, dass Mikroplastik die Bodenfunktion und das Bodenleben beeinträchtigen. Besonders hart trifft das Bio-Bäuerinnen und Bauern. Schließlich ist der Ökolandbau besonders auf ein funktionierendes Ökosystem angewiesen.
Plastikfolien bedecken immer mehr Ackerboden und tragen zu steigendem Mikroplastikmüll bei. Foto: Daniel Schewe, Biohof Büsch
In Ackerböden schlummert oft ein Vielfaches mehr an Mikroplastik als im Meer. Von den weltweit jährlich mehr als 400 Millionen produzierten Tonnen Plastik landet etwa ein Drittel in Böden und Binnengewässern. Die Hauptquellen sind: Abrieb von Autoreifen und Straßenbelag, Kunstrasenplätze, aber auch das Ausbringen von Klärschlamm oder kompostiertem Biomüll auf unseren Feldern. Hinzu kommen Folien und Vliese, mit denen Landwirtinnen und Landwirte den Ackerboden abdecken. Bereits seit den 1950er Jahren werden Agrarfolien im Spargel- und im Erdbeeranbau eingesetzt. Doch auch bei anderen Gemüsearten ist das Abdecken der Böden mit Folien, von Fachleuten Mulchfolien genannt, heute weit verbreitet – auch im Ökolandbau.
Mikroplastik im Boden
Ein Forschungsteam der Universität Bayreuth hat jede Menge Plastikmüll im Ackerboden und in Kompostproben nachgewiesen: hochgerechnet kamen sie auf eine Belastung von mindestens 150.000 Mikroplastikpartikeln pro Hektar Acker. Auf einer rund 0,4 Hektar großen Ackerfläche in Franken fanden die Forschenden 206 größere Plastikstücke und im Schnitt 0,35 Mikroplastikpartikel pro Kilogramm Boden. Dabei hatten sie extra einen Untersuchungsstandort ausgewählt, an dem keine mikroplastikhaltigen Düngemittel und Kunststofffolien eingesetzt wurden.
"Wenn die Landwirte ihre Felder mit Mulch- oder Silofolien bedecken oder mit potentiell kunststoffhaltigem Klärschlamm und Bioabfallkompost düngen, ist die Belastung wahrscheinlich noch höher", erläutert Sarah Piehl, die an der Universität Bayreuth zu Mikroplastik promoviert hat.
Am häufigsten kam Polyethylen vor, gefolgt von Polystyrol und Polypropylen, alles gängige Verpackungsmaterialien. Diese gelangen oft über den städtischen Biokompost auf die Äcker.
Die Bodenbelastung durch Plastik - Analyseergebnisse eines Ackers in Franken, Quelle: PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0
Auswirkungen auf das Bodenleben
Was genau das Mikroplastik mit dem Boden an sich und dem Bodenleben macht, ist erst ansatzweise erforscht. Klar ist: Das Abdecken des Bodens mit Plastikfolien über eine langen Zeitraum beeinflusst den Wassergehalt und die Bodentemperatur der abgedeckten Bereiche. Zudem verändern die im Boden eingelagerten Kunststoffpartikel die Bodenstruktur und die Bodendichte. Das schadet dem Wasserhaushalt und dem Gasaustausch im Boden und der Aktivität von Bodenbakterien und Regenwürmern. Ein weiteres Problem ist, dass sich die Kunststoffzusatzstoffe und Weichmacher in den Folien auswaschen. Einige wirken wie Hormone auf manche Wirbeltiere und wirbellose Arten.
Folgen für Pflanzen noch ungewiss
Plastikfolien halten den Boden warm und feucht. Foto: BLE, Sabine Jörg
Bei Experimenten mit Pflanzen in wässriger Lösung wurden winzige Kunststoffpartikel in den Seitenwurzeln entdeckt. Ob Pflanzen auch unter natürlichen Bedingungen Mikropartikel aufnehmen, ist allerdings noch nicht geklärt.Weitere Laborversuche ergaben, dass Mikroplastik die Keimung von Samen beeinträchtigen kann. Dagegen wuchsen je nach Versuchsbedingungen manche Pflanzen besser, andere schlechter. Nach Einschätzung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen liegt dies vermutlich an der enormen Zahl an unterschiedlichen Plastikarten und deren Zusatzstoffen. Die Forschung steht hier noch am Anfang, wird derzeit aber massiv ausgebaut. Beispielsweise untersucht das Projekt Soilplast der Universität Koblenz Landau anhand von Bodenproben aus der Landwirtschaft, wie sich die Folienabdeckung des Bodens auf die Biodiversität von Pilzen auswirkt.
Weniger Plastikmüll verursachen
Über den Boden – so die Befürchtung – können die Plastikteilchen zunächst in die Pflanze und dann in unseren Körper gelangen: So fanden Forschende 2018 erstmals Kunststoffpartikel und -fasern in Stuhlproben von acht Probanden aus verschiedenen europäischen Ländern: im Schnitt 20 Teilchen in zehn Gramm Kot. Allerdings können wir alle dazu beitragen, dass weniger Plastik die Umwelt belastet: verpackungsarm einkaufen, bei einer Sammelaktion oder beim Spaziergang herumliegenden Müll einsammeln und Plastik richtig entsorgen. Beispielsweise haben Plastiktüten, Kartoffel- oder Zwiebelnetze in der Biotonne oder in Grünabfalltonnen nichts zu suchen. Zudem kann man Kosmetikprodukte ohne Mikroplastikzusätze verwenden und den folienfreien Anbau unterstützen. Am besten Gemüse und Früchte erst dann kaufen, wenn sie hier Saison haben.
Quelle: www.oekolandbau.de / BLE