30.01.2021
Mehr Tierwohl: Wie viel mehr müssten Verbraucher für Milch bezahlen?
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Allgemein Milch
Kieler Forscher haben berechnet, wie viel mehr ein Liter Milch im Handel bei mehr Tierwohl kosten würde.
Wie viel mehr müssen die Verbraucher bei der Einhaltung höherer Tierwohlstandards für Milch bezahlen? Dieser Frage sind das ife Institut für Ernährungswirtschaft Kiel (ife Kiel) und die Fachhochschule (FH) Kiel nachgegangen. Die Ergebnisse sollen vor allem Produzenten helfen, die Kosten und langfristigen Folgen einer Umstellung auf Milch mit mehr Tierwohl abschätzen zu können.
Grundlage sind die Produktionskosten
Immer mehr Verbraucher achten beim Kauf tierischer Produkte auf die Einhaltung von Tierwohlstandards. Doch eine generelle Kennzeichnungspflicht gibt es noch nicht. Stattdessen sind Konsumenten mit einer Fülle unterschiedlicher Labels konfrontiert. In ihrer Studie verglichen die Forscher die Anforderungen der unterschiedlichen Labels, erfassten die Präferenzen der Käufer hinsichtlich der Einhaltung von Tierwohlstandards. So ermittelten die Experten die Mehrkosten für die Betriebe und den Aufwand, der für Molkereien durch ein zusätzliches Angebot von Tierwohlmilch entsteht. Die betrieblichen Mehrkosten wurden anhand einer Befragung von 235 Milchbetrieben erhoben.
Anforderungen an Tierwohl wenig bekannt
Als Referenz diente das Tierwohllabel „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes. Das Ergebnis: In der Einstiegsstufe betragen die Mehrkosten für die Betriebe im Durchschnitt 2,28 Cent pro Liter, in der Premiumstufe durchschnittlich 2,64 Cent pro Liter, mit hohen Variationen je nach betrieblicher Ausgangssituation. In den Molkereien belaufen sich die Mehrkosten auf 5,7 bis 18,9 Cent pro Liter. „Eine nach höheren Standards produzierte Milch müsste im Endeffekt mindestens 10 bis 20 Cent mehr kosten“, sagt Prof. Dr. Holger Thiele von der FH Kiel. Als Grund sieht Thiele die geringe Bekanntheit einzelner Tierwohllabels. Die Forscher kritisieren, dass der Mehrwert von Tierwohl schlecht nachzuvollziehen ist. Sie empfehlen ein verständliches, einheitliches Tierwohllabel.
Foto: Alexas_Fotos/pixabay.com (Symbolbild)