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23.12.2021

Mais 2021 - Geduldspiel mit Happy End

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N.U. AGRAR GMBH - ALLGEMEIN

Themen

Allgemein Ernte Aussaat

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Trotz ungünstiger Startbedingungen im Frühjahr lagen die Silomaiserträge fast in ganz Deutschland weit über dem Ertragsniveau der letzten Jahre. Gerade Betriebe in Ostdeutschland verzeichneten auf Grund ausreichender Niederschläge ein deutliches Ertragsplus. Aber auch in NRW und Hessen waren die Erträge sehr gut. Im Süden und im Nord-Osten Deutschlands lagen die Erträge auf ähnlich hohem Niveau wie 2020.

Das Wetter bereitete beim Mais in diesem Jahr ein Wechselbad der Gefühle

Bundesweit startete der Mais mehr als zögerlich. Nach meist später Aussaat Ende April stagnierte das Wachstum während der frühen Jugendentwicklung. Temperaturen unter 12 °C führten häufig zu Schlechtwetterchlorosen und wirkten sich auf die Photosyntheseleistung und Chlorophyllbildung der wärmeliebenden C4-Pflanze Mais nachteilig aus.

Diese frühe Kältephase in Kombination mit geringer Strahlung hatte jedoch nur geringe Auswirkungen auf das Ertragspotenzial des Kolbens. Die Reihenzahl pro Kolben wurde aufgrund der genotypischen Abhängigkeit nicht negativ beeinflusst.

Sehr warme Temperaturen führten ab Anfang Juni zu einer Explosion des Wachstums.  Steigende Temperaturen bis über 35 °C erhöhten nahezu linear die Photosyntheserate von Mais. Kühle Nächte reduzierten Atmungsverluste, dadurch war die Nettoassimilation sehr hoch. Dank sehr guter Wasserversorgung und intensiver Strahlung ab Juni wuchsen großrahmige Maispflanzen mit hohem Blattflächenindex im Umfeld des Kolbens, was sich wiederum positiv auf die Kolbendifferenzierung (Kornzahl pro Reihe) auswirkte.

Die Maisblüte war in einigen Regionen, u.A. in Süddeutschland durch strahlungsarmes, nasskaltes Wetter gekennzeichnet. Das blieb aber ohne gravierenden negativen Einfluss auf den Kornansatz. Der Eintritt in die generative Phase (Blüte – Befruchtung – Kornansatz – Kornwachstum) verzögerte sich allerdings um 14 Tage und teils noch länger.  

Das Wechselspiel aus anfangs geringen Wärmesummen und wenig Sonne, häufig gekoppelt an eine zu hohe Stickstoffversorgung auf der einen Seite und zeitweise sehr hoher Netto-Assimilation auf der anderen, machten die Ernte dann zum Glücks- und Geduldsspiel.

Das Warten mit der Ernte wurde dank des warmen, strahlungsreichen Septembers letztlich mit sehr guten Gesamttrockenmasseerträgen honoriert. Die vergleichsweise lange Ausreife von der Blüte bis zur Ernte führte allerdings zu einer Zunahme des Ligningehaltes bei gleichzeitig verringerten Gehalten an Zellulose und Hemizellulosen (geringere NDF = geringere Verdaulichkeit).

Ursachen der Finger- und Mehrkolbikeit

In diesem Jahr wurde öfters Fingerkolbigkeit beobachtet.  Am Kolbenstiel des Hauptkolbens werden rudimentäre Kolben ohne Körner gebildet. Ausgelöst wird dieses Phänomen durch Stress, wie z. B. Kälte während der frühen Kolbenanlagephase im 4- bis 8-Blattstadium. Die Folge dessen war eine verringerte apikale Dominanz des Hauptkolbens. In diesem Fall scheint die Genetik der reinen Körnermaiszüchtung im Vorteil zu sein. Diese fielen auf den meisten Standorten weniger negativ auf.

Bei der Mehrkolbigkeit setzt nicht nur der höchste Kolbenansatz einen Kolben an, sondern auch die Kolbenanlage im darunter insertiertem Blatt bildet einen Kolben aus. Zwei Kolben werden unter günstigen Wachstumsbedingungen bei weitem Standraum und reichlicher Versorgung mit Nährstoffen ausgebildet. Auch im Randbereich kann Mehrkolbigkeit begünstigt durch höhere Sonneneinstrahlung verstärkt auftreten.

Der Ansatz und die Ausbildung von zusätzlichen Kolben kostet die Maispflanze Kraft und Assimilate. Somit steht weniger Energie für den Hauptkolben zur Verfügung. Ein höherer Spindelanteil wirkt sich negativ auf die Verdaulichkeit aus.

 

Mehrkolbigkeit und Fingerkolbigkeit im Mais (N.U. Agrar)

Hauptgründe für enttäuschende Erträge 2021

Enttäuschende Erträge gab es 2021 auch. Die Ursachen sind ausnahmslos in Anbaufehlern zu suchen:

Hauptursache schwacher (Silo-) Maiserträge waren verzettelter Feldaufgang oder Pflanzenverluste nach zu früher Saat infolge schlechter Bodenstruktur bzw. ungünstigen Aussaatbedingungen. Wenn dadurch auch die Ableitung des Wassers in den Unterboden (Infiltration) behindert wurde, „ersoff“ der Mais vor allem im Süden förmlich im Wasser.

Grundsätzlich empfehlen wir frühe Saattermine, vorausgesetzt der Standort erlaubt einen zügigen, gleichmäßigen Feldaufgang. Das führt zu einer homogenen Wurzel- und Kolbenausbildung. Außerdem entstehen weniger Beschattungseffekte gegenüber Nachzüglern mit geringerem Ertragspotenzial bis hin zu deren Totalausfall.

Vorteile einer frühen Saat:

•     größere Trockentoleranz durch Wurzelentwicklung und Wurzelleistung,

•     höheres Ertragspotenzial durch längere Vegetationsdauer oder auch später Sorten,

•     kürzerer Tag wirkt ertragsfördernd vor allem auf späte Dent-Sorten,

•     höhere Bestandesdichten sind vor allem bei kolbenbetonten-Typen möglich

Ein schneller Feldaufgang verringert Pflanzenverluste während der Vegetation infolge von Krankheits- und Schädlingsbefall. Schwache Pflanzen werden bevorzugt befallen. Deshalb ist eine gute Jugendentwicklung auch vor dem Hintergrund der Bestandesetablierung von Vorteil.

Folgenden Aspekten kommt dabei besondere Bedeutung im Hinblick auf die Aussaat zu:

•     optimale Bodenstruktur mit ausreichendem Feinerdeanteil im Saathorizont,

•     konstante Bodentemperaturen von mindestens 8 °C,

•     Saat zu Beginn einer Schönwetterphase bis längstens 1 Tag vor Wetterumsturz,

•     Jugendentwicklung durch angepasste Unterfußdüngung unterstützen

•     ausreichend tiefe Saatgutablage (5cm, Vogelschutz),

•     nicht unmittelbar vor einer Schlechtwetterphase säen und Verdichtungen vermeiden für optimale Wurzelentwicklung bzw. Wasserinfiltration,

•     Boden muss Struktur bilden können,

•     Betriebsleitererfahrung über den Standort (milde bzw. kalte Lagen) berücksichtigen,

•     hohe Anforderung an optimal eingestellte Sätechnik und Schardruck (Sensor),

•     Kenntnisse über Saatgut - Kalttest wünschenswert,

•     Sorten mit gutem Auflaufverhalten und guter Kompensation nach Pflanzausfällen ,

•     beste zur Verfügung stehende Beize auswählen.

Erscheint eine frühe Aussaat zu risikoreich, muss gewartet werden.  Bodenstruktur und Aussaatbedingungen sind wichtiger als der Saatzeitpunkt. Der Wegfall von Beizwirkstoffen wie Methiocarb und Thiram stützt diese Empfehlung.  Bei später Saat muss die Bestandesdichte reduziert werden, vor allem bei Restpflanzen-betonten Typen (Belichtung der unteren Blätter).

Sorten mit bekannt gutem Auflaufverhalten und Bestandsetablierung sind z. B.

Silomais: LG 31223 (S 220), LG 31245 (S 240/ K 250), DKC 3418 (S 250), DKC 3414 (S 250), P 9911 (S 320), P 0725 (S 330)

Körnermais: KWS Gustavius (K 230), KWS Johaninio (K 230/ S 210), P9610 (K 280)

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