15.05.2021
Lössboden – Boden des Jahres 2021
HUMINTECH
Themen
Bodenbearbeitung Aussaat Düngung Pflanzenschutz Naturschutz Artenvielfalt Bodenmarkt Substrate und Gärsubstrate Nachwachsende Rohstoffe Ökolandbau Bio Getreide Grünland Pflanzenernährung Pflanzen Nachhaltige Landwirtschaft Ackerbau
Fruchtbar und leicht zu bearbeiten
Lössböden sind für die Menschen überlebenswichtig und müssen geschützt werden
Der hauptsächlich in den mittleren Breiten der Erde vorkommende Lössboden bedeckt etwa 10 Prozent der Erdoberfläche. Wir finden ihn mit Ausnahme von der Antarktis auf sämtlichen Kontinenten. Lössboden ist das Ausgangssubstrat für die ackerbaulich günstigsten Böden weltweit. Schätzungen zufolge gedeihen etwa 80 Prozent des Getreides auf Lössboden. Doch obwohl er die Grundlage für die globale Ernährungssicherheit darstellt, ist Lössboden heute stark gefährdet und deshalb besonders schützenswert.
Vom Wind gebracht und gut sortiert
Löss ist eine staubförmige Windablagerung, die überwiegend aus der pleistozänen Kaltzeit stammt. Ganzjährig niedrige Temperaturen verhinderten großflächig eine üppige Vegetation. Starke Winde konnten Schlufffraktionen so ungehindert bis zu mehrere hundert Kilometer weit davongetragen. In stärker bewachsenen Regionen lagerte sich der Schluff anschließend ab und bildete die fruchtbare Grundlage für Ackerbau und Besiedlung. Das hellgelblich-graue Sediment ist recht homogen und ungeschichtet und gilt daher als gut sortiert.
Europa, Asien, Afrika, Australien und Amerika
Lössboden finden wir bis auf die Antarktis auf sämtlichen Kontinenten. In Mitteleuropa bildete er sich von Belgien bis zur Westukraine. Aber auch nördlich der Sahara in Nordafrika sowie in den USA und Argentinien ist Löss verbreitet. Die beeindruckendsten Lössvorkommen existieren auf dem chinesischen Lössplateau am Gelben Fluss. Hier beträgt die Mächtigkeit bis zu 400 m. Zum Vergleich: Die Lössvorkommen in Mitteleuropa sind durchschnittlich ein bis zehn Meter mächtig.
Löss – Alleskönner für Pflanzen und am Boden lebende Tiere
Die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Lössbodens bieten optimale Bedingungen für Pflanzen und grabende Tiere. Durch das besonders ausgewogene Verhältnis von engen, mittleren und weiteren Poren, speichert Löss viel Wasser und Nährstoffe und ist gut durchlüftet. Das wirkt sich günstig auf seine Verwitterungseigenschaften aus. Auf Böden, die aus Löss entstehen, gedeihen Getreide, Zuckerrüben, Mais und Wein ganz hervorragend.
Parabraunerde – Lössbodenabkömmling aus Mitteleuropa
Lössböden sind die Ausgangsbasis für die Entstehung bester Acker- und Waldböden. In Mitteleuropa beispielsweise entwickelte sich innerhalb weniger tausend Jahre die sogenannte Parabraunerde. Sie kann bis in einen Meter Tiefe bis zu 180 Liter pflanzenverfügbares Wasser speichern. Die gute Durchlüftung begünstigt ein reiches Wurzelwachstum. Ein solcher Boden wird mit über 80 von 100 Bodenpunkten und über 90 Ackerzahlen bewertet. Auch Buchenwälder lieben Parabraunerde.
Die zwei Seiten der Medaille
Lössboden und die daraus entstehenden Erden bilden also die Grundlage für die globale Ernährungssicherheit. Gleichzeitig sind sie stark bedroht. Intensive landwirtschaftliche Nutzung fördert die Verschlämmung und Erosionsanfälligkeit der Böden. Starker Flächenverbrauch durch den Ausbau von Wohn- und Gewerbegebieten sowie Verkehrswegen reduziert die Lössvorkommen ebenfalls. Auch der Klimawandel leistet seinen zerstörerischen Beitrag. Wo früher kalt-trockenes Klima herrschte, dominieren heute mehr und mehr ozeanische Verhältnisse. Das fördert die Entkalkung, Verbraunung und Verlehmung des Lösses, wodurch die guten Bedingungen für die Humusbildung und das Bodenleben verloren gehen.
Bodenschutz – eine Investition in die Zukunft
Aktuell werden Bodenversiegelung und -verbrauch hauptsächlich nach ökonomischen Kriterien gesteuert. Wichtige Faktoren wie die Funktion des Bodens für eine intakte Umwelt und eine gesicherte landwirtschaftliche Produktion spielen eine zu geringe Rolle. Um auch in Zukunft die globale Ernährungssicherheit zu gewährleisten, müssen Ertragsfähigkeit, Klimastabilität sowie Filter- und Speicherkapazität von Böden in die Raumplanung einfließen.
Landwirtschaftliche Maßnahmen gegen Erosion
Auch die Landwirtschaft kann ihren Teil dazu beitragen, fruchtbaren Boden als unser aller Lebensgrundlage zu erhalten. Neben einer vorsorgenden Humuswirtschaft gehören eine ausgewogene und abwechslungsreiche Fruchtfolge, auch im Winter, dazu. Eine Gründüngung zwischen Ernte und Aussaat erhöht den Humusgehalt und verhindert erosionsanfällige, vegetationslose Schwarzbrachen. Auch strukturreiche Ackerfluren mit Hecken, Waldinseln und Baumreihen, wie etwa in Agroforstsystemen, reduzieren die Erosionsgefahr um ein Vielfaches.
Extrem erosionsgefährdete Bereiche sollten nicht bewirtschaftet werden.
Huminsäuren – Erosionsschutz aus der Natur
Stark degenerierte und erosionsgefährdete Böden sind eine besondere Herausforderung für die Landwirtschaft. Der Einsatz von huminsäurehaltigen Bodenverbesserern stellt eine wichtige Komponente im effektiven Bodenschutz dar. Huminsäuren bilden im Boden stabile Ton-Humus-Komplexe und erhöhen so dessen Aggregatstabilität. Als wichtigster Bestandteil von Dauerhumus, helfen Huminsäuren, schwere und kompakte Böden aufzulockern und besser zu durchlüften. Die Rissbildung wird reduziert und die Infiltrationsleistung von Böden erhöht, wodurch sich wiederum die Erosionsgefahr verringert. Dort, wo die physikalischen und chemischen Vorteile des Lössbodens bereits zerstört oder zumindest beeinträchtigt sind, können Huminsäuren einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Regeneration des genutzten Bodens leisten.