09.12.2022
Klimaziele und Krisen: Biomasse effektiv nutzen und neue Nahrungsquellen erschließen
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Ernährungssicherheit und gleichzeitig Klimaziele erreichen - in einer „Roadmap“ stellen Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft neue Wege vor.
Forscher präsentieren Roadmap der Politik
Neue Konzepte für Biomasse-Nutzung
Neue Proteinquellen erschließen
Klimaziele erreichen durch Abfälle und CO2 aus der Luft
Nachwachsende Rohstoffe und biobasierte Verfahren können in entscheidendem Maß zum Ersatz fossiler Materialien beitragen. Die Klimaziele könnten so schneller erreicht werden. Das geht aus einer Roadmap hervor, welche die Fraunhofer-Gesellschaft erstellt und der Politik präsentiert hat. In ihren Handlungsempfehlungen zeigen die Forscher auf, wie Bioökonomie den Klimawandel eindämmen kann. Auch Krisen könnten laut den Forschern besser gemeistert werden.
Biomasse enger mit Verwertung verzahnen
Biomasse steht aufgrund der begrenzt verfügbaren Anbauflächen in beschränkten Mengen zur Verfügung. Dies kann zu Nutzungskonflikten führen. Wege aus der Flächenkonkurrenz bieten laut der Roadmap geschlossene Biomasse-Produktionssysteme, wie sie beispielsweise beim Indoor Farming eingesetzt werden. Auch eine engere Verzahnung der Agrarproduktion mit direkter Weiterverarbeitung, Veredelung und stärkerer regionaler Verwertung wäre laut den Forschern eine Lösung. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Regionale, modulare und flexible Systemlösungen für Anbau, Verarbeitung und Verwertung sichern Resilienz und Souveränität unter gleichzeitiger Steigerung der Nachhaltigkeit“, so Prof. Dr. Andrea Büttner, geschäftsführende Institutsleiterin am Fraunhofer IVV. Einige dieser Systeme benötigen laut Büttner sogar keine oder sehr viel weniger Agrarflächen als die traditionelle Landwirtschaft. Die Produktion könne, unabhängig von den klimatischen Bedingungen, das ganze Jahr über erfolgen, erklärt die Wissenschaftlerin. „Vorausgesetzt natürlich, dass auch die Frage der Energie- und Wasserversorgung in der Konzeption nachhaltig gestaltet wird.“
Ernährungssicherheit durch alternative und heimische Proteinquellen
In einem weiteren Teil der Roadmap beschäftigen sich die Forscher mit der Tiernutzung und den damit verbundenen Treibhausgasemissionen. Um ein Kilogramm traditionelles tierisches Protein zu gewinnen, etwa in Eiern, Milch oder Fleisch, werden durchschnittlich fünf Kilogramm Proteine aus pflanzlichen Rohstoffen benötigt. Dazu werden Agrarflächen sowie Wasser und Energie benötigt. Die Wissenschaftler empfehlen, Proteine für die ausgewogene Ernährung aus heimischen Ölsaaten und Hülsenfrüchten sowie aus verschiedenen Pflanzenarten oder proteinreichen Mikroalgen, Pilzen oder Insekten zu gewinnen. „Wir benötigen innovative Anbausysteme für diese neuen Proteinquellen und Überwachungssysteme für eine standardisierte Qualität“, so Büttner. Sie appelliert an die Politik: „Als Hemmnis erweisen sich aktuell jedoch noch regulatorische Vorgaben zur Zulassung neuartiger Lebensmittel aus Pilzen oder Insekten.“.
Klimaziele: Abfälle und CO2 als Kohlenstoffquellen
Die Wissenschaftler raten zudem, für den Ausbau der Bioökonomie alternative Kohlenstoffquellen zu erschließen. Hierzu eignen sich laut Roadmap beispielsweise Rest- und Abfallstoffe, die in größeren Mengen in der Land- und Forstwirtschaft, in der Lebensmittelindustrie oder auch in privaten Haushalten anfallen und bisher nur ansatzweise genutzt werden.
Nicht nur das. Die Forscher können sich sogar vorstellen, das Treibhausgas CO2, das in die Atmosphäre gelangt, wieder in technisch nutzbare Kohlenstoffverbindungen umzuwandeln. Ansätze dazu gibt es bereits unter dem Begriff „Carbon Capture and Utilization“ (CCU).
Foto: obs/Energy2market GmbH/Rutensteiner Bioenergie