18.02.2021
Herbizidresistenz – einmal resistent immer resistent?
AGRIS42
Themen
Bodenbearbeitung Pflanzenschutz Herbizid Ackerbau Grundlagen Pflanzen Hackfrüchte
Das Problem der Herbizidresistenz ist den meisten Landwirten bekannt. Viele sind aber der Meinung, dass das Problem mit einem langfristigen Einsatz von anderen Herbiziden wieder gelöst werden kann.
Die Herbizidresistenz bedroht immer mehr Anbauflächen in Europa. Die Gefahr durch resistente Unkräuter und Ungräser bedroht auch immer mehr Landwirte in Deutschland. Selbst wenn Herbizide mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen eingesetzt werden und die Behandlungsintensität erhöht wird, kann kein erheblicher Erfolg bei der Bekämpfung verzeichnet werden. Nur ein geeignetes Risikomanagement kann die Landwirte vor finanziellen Einbußen schützen.
Wodurch entsteht eine Herbizidresistenz?
Es ist üblich, dass Felder über Jahre mit Herbiziden behandelt werden, die über den gleichen Wirkungsmechanismus verfügen. Das Ergebnis ist kurzfristig eine stark reduzierte Population der Unkräuter und -gräser durch die gute Herbizidwirkung.
Es können jedoch nur die Unkräuter überleben, die eine geringere Herbizid-Empfindlichkeit besitzen. Diese Pflanzen können ihren biologischen Vorteil nutzen und ihren Samen weiterhin produzieren. Dadurch wächst der Anteil der resistenten Unkräuter stetig an, bis die gesamte Population aus Herbizid-Resistenten Unkräuter besteht.
Die Herbizidresistenz wird durch folgende Faktoren verstärkt:
Einseitige Bodenbearbeitung über mehrere Jahre
Getreidereiche Fruchtfolgen mit hohem Besatz von schwer bekämpfbaren Ungräsern.
Frühe Aussaat im Herbst, welche zu einer höheren Besatzdichte von Ungräsern führt.
Geht Herbizidresistenz wieder weg?
Wenn Sie einen Wissenschaftler fragen würden, bekommen Sie wahrscheinliche eine positive Antwort, allerdings mit der Einschränkung, dass dies mehrere Jahrzehnte dauert. Dafür müssen aber einige Voraussetzungen gegeben sein, deren Faktoren sich im Ackerbau nur schwer kontrollieren lassen.
Im Prinzip müssen dann Unkräuter, die nicht resistent sind, gegenüber den Herbizidresistenten Pflanzen einen Vorteil im Überlebenskampf haben. Es gibt aber dazu sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen, da es methodisch sehr schwierig und zeitaufwendig ist, die biologischen Vorteile von resistenten und nicht resistenten Pflanzen zu beweisen oder auch zu dokumentieren. Dieser biologische Vorteil kann eine höhere Samenproduktion sein, oder auch eine bessere Resistenz gegen Pilzbefall. Es hängt also davon ab, ob die Pflanzen bessere Überlebensmöglichkeiten besitzen, als ihre Herbizid-resistenten Verwandten. Es kann Jahrzehnte dauern, bis sich tatsächlich merkliche Effekte auf dem Feld zeigen.
Herbizidresistenz-Studie Agris42
In vielen Fällen hat sich gezeigt, dass eine bestehende Herbizid-Resistenz nur schwer durch eine Selektion von Herbiziden bekämpft werden kann. Um das Problem auch mit Daten aus Langzeitstudien erfassen zu können, haben wir bei Agris42 mehrere Studien durchgeführt. Damit wollen wir belegen, was auf den Anbauflächen passiert, wenn keine Selektion durch den Einsatz von Herbiziden stattfindet.
Ein Praxisbeispiel
Auf einem Feld wurden schon 2011 Resistenzen gegenüber Atlantis WG, Axial50 und MaisterPower bei Ackerfuchsschwanz festgestellt. Als 2013 keine ausreichende Ungras-Kontrolle im Weizen mehr möglich war, wurde das Feld für 4 Jahre aus der Produktion genommen und noch im Herbst Kleegras eingesät. 2017 wurde dann wieder Winterweizen eingesät (und 2018 geerntet). Die Resistenzsituation ist aber genauso erhalten geblieben, wie sie vor der Kleegraseinsaat 2014 war (80% der Samen waren resistent, obwohl die Anzahl der Samen durch das Kleegras-Einsaat reduziert wurde). Somit wurde auch 2018 keine ausreichende Ackerfuchsschwanzbekämpfung erreicht, und der Samenvorrat im Boden füllte sich dadurch auch gleich wieder auf. Die folgende Sommergerste trug ebenfalls zu einer Vermehrung der Ackerfuchsschwanzpopulation bei, sodass 2020 wieder Kleegras eingesät wurde.
Daten: Dissertation Hermann 2016, Agris42
Die Population des Ackerfuchsschwanz, die eine Herbizid-Resistenz aufweist, ist auf den Feldern auch weiterhin dominant.
Schlussfolgerung
Die Herbizid-Resistenz kann nicht mehr umgekehrt werden, wenn das Problem erst einmal auf den Anbauflächen entstanden ist. Die resistenten Pflanzen dominieren auf den Feldern und es gibt keinen biologischen Vorteil für die nicht resistenten Unkräuter, um zeitnah wieder dominant in der Population zu werden.
Für die Landwirte heißt das, sie verlieren die Möglichkeit bestimmte Herbizide zur Unkrautkontrolle einzusetzen für immer (zumindest für die nächsten Jahrzehnte). Es gibt nur eine Möglichkeit eine Herbizid-Resistenz effektiv zu bekämpfen, in dem ein präventives Risikomanagement eingeführt wird, welches auch Resistenzuntersuchungen mit einschließt. Nur so kann eine drohende Gefahr frühzeitig erkannt werden, um Maßnahmen einzuleiten, die Resistenzen gegen Herbizide bekämpfen. Ansonsten verliert der Landwirt die Möglichkeit Unkräuter und Ungräser mit bestimmten Herbiziden zu bekämpfen!
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