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19.11.2019

Gelb-Violette Rapsbestände trotz guter Ernährung

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N.U. AGRAR GMBH - ALLGEMEIN

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In den letzten Tagen fangen Rapspflanzen verbreitet an, sich gelb-rötlich-violett zu verfärben.

Folgende Ursachen können diese Verfärbungen verursachen:

  • Nährstoffmangel (vor allem Stickstoff, Phosphor)

  • Schädlingsbefall (Läuse, Kohlfliegenlarven)

  • allgemeine Witterungseinflüsse (intensive Strahlung + kühle Temperaturen)

  • Nachwirkung von Sulfonylharnstoffen, die infolge der Trockenheit nicht abgebaut wurden

  • Kombination von Wachstumsregler + Gräsermittel vor Frost

Wird Stickstoff in der Pflanze knapp, wird dieser aus den älteren Blättern in die jüngeren verlagert. Das führt schließlich zu einer gelben bis violetten Verfärbung der alten Blätter. Das ist derzeit häufiger der Fall in weit entwickelten Beständen mit mehr als 10 Blättern und einem niedrigen N-Pool im Boden (mehr als 100 mm Regen auf sandigen oder auch tonigen Böden, geringe Humus-Gehalte im Boden, keine organische Düngung).

Bei P-Mangel verfärben sich die Blattstiele und danach die Blätter ausgehend von der Sprossachse rötlich-violett. Durch die verminderte Stärkesynthese steigt der Glukosepegel in der Pflanze, was zu der rötlichen Anthocyanbildung führt.

Ein seltener, aber durchaus kritischer Fall ist die Kombination Azol-haltiger Wachstumsregler mit Gräsermittel, die unmittelbar vor den kalten Temperaturen bzw. Frösten um den 07. oder 31. Oktober gespritzt wurden. Die gelb-rötlich-violetten Symptome treten im Überlappungsbereich der Spritze häufiger und stärker auf, anfangs als leicht marmorierte Flecken auf den Blättern. Die Blattspreiten bleiben deutlich schmaler mit schwach ausgeprägten Einbuchtungen. Die Blattsymptome mit den Verfärbungen entstehen durch das Zusammenwirken von zwei Wirkstoffen-Gruppen:

Der Abbau der ACCase-Hemmer (Gräsermittel) erfolgt mit Hilfe von Enzymen, sogenannten Cytochrom-Monooxygenasen (cyt-MOG). Die cyt-MOG werden in der Pflanze anfangs auf demselben Weg wie die Gibberelline (Streckungshormone) gebildet. Wirkstoffe, die früh in die Gibberellin-Synthese eingreifen, z.B. Azole wie Tebuconazol oder Metconazol, blockieren auch die cyt-MOG-Synthese.

Das kann man nutzen, um die Wirkung von Graminiziden zu verstärken. Die Kombination setzt aber auch die Verträglichkeit der Kulturpflanze herab. Die Enzym-Aktivierung erfordert Wachstum. Ist diese z.B. durch Kälte (Frost), Nässe (= Sauerstoffmangel im Wurzelbereich) oder Trockenheit eingeschränkt, werden auch Enzyme langsamer aktiviert. Damit wird der Herbizidabbau verzögert.

Die Symptome zeigen sich an Pflanzen mit aufgehellten, meist gelblichen Herzblättern, die sich später rot-violett verfärben, ohne dass dafür Nährstoffmangel in Betracht kommt. Die Symptome sehen aus wie SHS-Herbizidschäden. In der Folge setzt die Streckung im Frühjahr verzögert ein und die Seitenäste bleiben gestaucht. Die Blätter bleiben klein und schmal.

Die Symptome treten nach der Spritzung mit Graminiziden in Kombination oder unmittelbar nach der Vorlage von Azolen mit Wachstumsregler-Wirkung auf. DIM-Mittel (Clethodim = Select 240 stärker noch als Cycloxidim = Focus Ultra) sind kritischer zu sehen als FOP-Mittel. Ein Temperatur-sturz auf Werte unter 0 °C zur und vor allem nach der Anwendung, generell niedrige Temperaturen und Manganmangel verstärken die Symptome.

Im Zweifel sollten immer erst die Gräsermittel und 3 bis 4 Tage später der Wachstumsregler gespritzt werden, falls dieser noch notwendig ist.

Sehr häufig treten in diesem Jahr im Raps auch Nachwirkungen von Sulfonylharnstoffen (Atlantis) auf, die im Frühjahr im Weizen gespritzt wurden und infolge der Trockenheit bis zum Herbst nicht voll-ständig abgebaut wurden.

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