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10.11.2022

Forscher: Ernährungssicherheit trotz weniger Nutztiere? 

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Wissenschaftler haben historische Daten der Nutztierhaltung und des damit verbundenen Methanausstoßes analysiert.

  • Treibhausgasneutralität bis 2045

  • Wissenschaftler analysieren historischen Methanausstoß durch Nutztiere

  • Nutztiere stießen im 19. Jahrhundert mehr Methan aus

  • Forscher schließen aus den Erkenntnissen auf die Möglichkeit der Treibhausgasneutralität

Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) haben den Methanausstoß von landwirtschaftlichen Nutztieren am Ende des 19. Jahrhunderts mit heutigen Werten verglichen. Das Ergebnis ist überraschend: Seit 2003 sind die Methanemissionen geringer als 1892. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlicht.

Landwirtschaft Teil der Klimaziele

Methan ist als Treibhausgas für die Erderwärmung mitverantwortlich. Ein Großteil der Emissionen entstehen durch den Menschen, dabei entfällt ein erheblicher Anteil auf die Landwirtschaft und besonders die Nutztierhaltung. Deutschland verfolgt in seinem Klimaschutzgesetz das Ziel, bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Dafür müssen die Emissionen aller Bereiche bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Die Methanemissionen, die im Zuge der Verdauung durch Nutztiere entstehen, müssten bis 2030 demnach auf 853.000 Tonnen (2020: 927.000 Tonnen) gesenkt werden.

Methanemissionen von Nutztieren gestern und heute

Während man heute die aktuellen Methanemissionen von Nutztieren recht genau kennt, weiß man relativ wenig über die Situation im 19. Jahrhundert. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass es bereits am Beginn der Industrialisierung eine Erderwärmung gab. Dr. Björn Kuhla und Dr. Gunther Viereck vom FBN haben die Methanemissionen von damals mit den heutigen verglichen. Dazu haben sie die Daten der deutschlandweiten Viehzählungen der Jahre 1872, 1883 und 1892 ausgewertet. Parameter waren unter anderem die Körpergewichte der Tiere und historische Angaben zur Fleisch- und Milchproduktion. 

Die jährlichen Methanemissionen aus der Viehhaltung betrugen 1883 898.000 Tonnen und 1892 ganze 1.060.000 Tonnen. Das Emissionsziel von 853.000 Tonnen für 2030 liegt damit 207.000 Tonnen unter dem Emissionsniveau von 1892. Seit 2003 stoßen die Viehbestände in Deutschland im Vergleich sogar weniger Methan aus als 1892. Von 1990 bis 2021 gingen die Methanemissionen aus der Verdauung von Nutztieren um 390.000 Tonnen auf 930.000 Tonnen zurück. Einen Grund für den Rückgang sehen die beiden Forscher in der starken Abnahme der Tierzahlen bei Rindern, Schafen und Ziegen. Obwohl die Bevölkerung auf dem heutigen Gebiet Deutschlands mit damals rund 34 Millionen Menschen in den letzten 130 Jahren auf 84 Millionen deutlich gewachsen ist, konnte ihre Versorgung dank der höheren Leistung der Tiere und einer hohen Effizienz in der Tierhaltung mit einer geringeren Anzahl an Tieren gewährleistet werden, was mit einem Rückgang der Methanemissionen einherging.

Ernährungssicherheit trotz Reduzierung von Nutztieren?

Lösungsansätze für eine weitere erfolgreiche Senkung der Methanemissionen sehen die Forscher vor allem in der Schweinehaltung. Zwar produzieren Schweine relativ wenig Methan, andererseits wird jedes fünfte Schwein in Deutschland nicht für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht. Eine Reduzierung der Bestände um 20 Prozent würde 5.000 Tonnen Methan pro Jahr sparen. Hinzu kämen Einsparungen von mehreren tausend Tonnen Kohlendioxid im Zusammenhang mit dem Import von Sojafutter. Da Soja auch für die menschliche Ernährung geeignet ist, würde ein verringerter Einsatz als Futtermittel die Konkurrenz zwischen Trog und Teller verkleinern.

Auch bei den Rindern gibt es laut den Wissenschaftlern Möglichkeiten, die Methanemissionen zu verringern. Der Selbstversorgungsgrad mit Milch beträgt in Deutschland 112 Prozent. Eine Reduzierung der Bestände würde demnach weder die Ernährungssicherheit gefährden noch Ernährungsgewohnheiten in Frage stellen. Auch die Fütterung mit regional verfügbarer Biomasse, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet ist, würde Emissionen durch den wegfallenden Futterimport reduzieren, ohne dabei in Nahrungskonkurrenz zum Menschen zu stehen.

Foto: Alexas_Fotos/pixabay.com

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