18.06.2021
Felddiagnose – wie erkennt man Herbizidresistenzen im Feld?
AGRIS42
Themen
Pflanzenschutz Herbizid Ackerbau Grundlagen Getreide Pflanzen
Hat Ackerfuchsschwanz alle Bekämpfungsmaßnahmen überlebt, zeigen sich wenige Wochen vor der Ernte die Ähren über dem Getreidebestand. Aber Vorsicht: Besonders in Wintergerste können auch blühende und samenbildende Ackerfuchsschwanz-Pflanzen unbemerkt bleiben. Wurde eine Herbizidbehandlung durchgeführt, stellt sich immer die Frage: Sind diese überlebenden Pflanzen durch das eingesetzte Herbizid selektiert und damit resistent oder haben diese Pflanzen aus anderen Gründen die Herbizidapplikation überlebt?
Verdachtsgründe und Symptome, die für eine Resistenz gegen das eingesetzte Herbizid sprechen:
Die Herbizidapplikation wurde in guter Qualität durchgeführt.
Die Witterungsbedingungen vor und nach der Applikation entsprachen den Anwendungsempfehlungen.
Die Behandlungsstadien der Ungräser waren im Rahmen der Anwendungsempfehlungen.
Die Befallsnester sind eher oval und ausgefranst, es sind keine Linien oder Kanten sichtbar.
Die Wirkung auf andere Arten, besonders auf breitblättrige, entspricht dem Wirkungsspektrum des Herbizids und auch den Erfahrungen aus der Vergangenheit. Es gibt also bspw. nur überlebenden Ackerfuchsschwanz oder Windhalm.
Nachbarn berichten von Resistenzen auf ihren Feldern.
In der Vergangenheit wurden praktisch kaum überlebende Pflanzen festgestellt.
Auf identisch behandelten Flächen treten die Probleme nicht auf.
All dies legt nahe, dass die beobachteten Pflanzen gegen das eingesetzte Herbizid resistent sind. Wir wissen aus eigenen Beobachtungen und Erfahrungen, dass sich in etwa ⅔ der Verdachtsfälle die Resistenz gegen das eingesetzte Mittel später auch im Gewächshaustest bestätigt.
Soll ich dann überhaupt noch einen Resistenztest mit Samen der überlebenden Pflanzen durchführen?
Selbst wenn die verschiedenen Feldbeobachtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Resistenz gegen das eingesetzte Herbizid erwarten lassen, kann ich doch nicht sicher sein. Erst durch den Gewächshaustest können die Resistenzursachen, etwa eine metabolische Resistenz in verschiedenen Ausprägungen und in verschiedenen Kombinationen mit Punktmutationen, bestimmt werden. Dazu kommt, dass man als Landwirt wissen möchte, welche Alternativen noch zur Verfügung stehen und wie diese in Zukunft die Fruchtfolgegestaltung beeinflussen werden. Erst mit den Ergebnissen eines Gewächshausversuches kann ein breites Resistenzprofil über das ganze Spektrum aller Herbizidoptionen bestimmt werden. Denn wenn gegen ein Herbizid eine Resistenz besteht, heißt dies meist noch nicht, dass dies für alle anderen aus der gleichen Wirkstoffgruppe auch gilt. Es gibt viele Beispiele, in denen eine Resistenz gegenüber Axial nicht zwangsläufig auch bspw. Agil-S oder Focus-Ultra mit einschließt. Daher gilt es, frühzeitig einen Resistenztest durchführen zu lassen, um somit einen Überblick über seine Flächen zu bekommen.