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28.09.2021

Ernte 2021 überzeugt nicht überall – Düngung muss individueller werden

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Ackerbau Aussaat Düngung Ernte Europa Getreide Pflanzen Pflanzenernährung Politik

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„Ist der Februar kalt und klar, dann kommt ein gutes Roggenjahr“ sagt eine Bauernregel. War das in diesem Jahr so? Die diesjährige Getreideernte ist in vielen Fällen hinter den Erwartungen, aber auch hinter dem standortspezifischen Ertragspotential zurückgeblieben. Die Gründe dafür sind zum einen in der Witterung zu suchen und zum anderen in den roten Gebieten, die zu einer um 20 Prozent unter Bedarf reduzierten Stickstoffdüngung verpflichten.

Düngebedarfsermittlung sorgt für tiefe Sorgenfalten

Zahlreiche Demos mit abertausenden Traktoren und zehntausenden Teilnehmern haben über Monate die Befürchtungen der Landwirtschaft gegen die abermalige Verschärfung des Düngerechts deutlich gemacht. Verhindert werden konnte die Düngeverordnung 2020 nicht und so galt es ausgangs des Winters mit den meist vom Amt zur Verfügung gestellten Nmin-Werten die Düngebedarfsermittlung durchzuführen und für viele Betriebsleiter dabei das Häkchen für „rotes Gebiet“ zu setzen.

A-/B-Weizen, der für einen Ertrag von 90 bis 100 Dezitonnen pro Hektar sonst circa 180 bis 200 Kilogramm pflanzenverfügbaren Stickstoff erhält, bekam ein Limit von vielleicht noch 144 bis 160 Kilogramm. Die Mengen für Roggen und Gerste, die im Ertragsmittel meist auch noch darunterliegen, mussten mit 90 bis 120 Kilogramm pflanzenverfügbarem Stickstoff auskommen.

Der Düngersack bleibt zu

Praktisch ist die Einflussmöglichkeit auf die ertragsbildenden Faktoren wie zum Beispiel die ährentragenden Halme pro Quadratmeter oder Körner pro Ähre zu beeinflussen insofern erschwert, dass nur noch Stickstoff von einer Gabe zur anderen umverteilt werden kann. Im Gegensatz zum französischen Regelwerk sind in der deutschen Düngeverordnung weder Terminierung noch Gabenteilung oder –höhe reguliert. Dies ist also das letztverbliebene düngetechnische Handwerkzeug.

Im Klartext heißt das, dass ein Bestand, der eine unerwartet hohe Bestockungsförderung braucht, im Schossen oder zur Kornfüllung auf Witterungsumstände und Mineralisation von Organik hoffen muss. Die 20 Kilogramm pro Hektar Extrastickstoff, die beispielsweise eine Spätsaat Winterweizen nach Körnermais oder Zuckerrüben zur besseren Bestockung erhalten hat, sind wie Extrastickstoff für Stoppelweizen in der Düngeverordnung nicht vorgesehen.

Pflanzenbauliche Einflussmöglichkeiten

Eine ganz entscheidende Einflussmöglichkeit auf den Faktor ährentragende Halme ist die Anpassung von Saatterminen und Saatstärken. Im Hinblick auf die Fruchtfolge verliert Stoppelweizen an Bedeutung. Auch eine Wintergerste nach Winterroggen oder Winterweizen wird sehr viel seltener im Mulchsaatverfahren angebaut werden. Es macht also auch Sinn, die Aussaat einer Wintergerste so zu terminieren, dass der durch das Pflügen mineralisierte Stickstoff zur Bestockung genutzt werden kann.

Zudem sollten besonders auf schwereren Böden die Saatstärken um wenigstens zehn Prozent, bei Spätsaaten auch um 20 Prozent angehoben werden, um so den Faktor ährentragende Halme zu beeinflussen. Ansonsten braucht es pflanzenbauliche Lösungen wie z. B. das Walzen zur Bestockungsförderung. Das ist allerdings gerade bei den schwereren und bindigeren Böden sehr von der Bodenfeuchte und damit von der Witterung abhängig.

Die Gabenverteilung bei der Düngung ist individuell zu entscheiden

Der hier gezeigte Versuch stand auf einem lehmigen Sand, der von Staunässe geprägt ist. Eine Bestockungsförderung mit einer Walze wäre nur in den seltensten Jahren möglich. Daher sind hier trotz guter Saatbedingungen 13 Prozent mehr Körner als in Vorjahren ausgesät worden. Aus den Auszählungen der ährentragenden Halme geht hervor, dass unter anderem durch Witterungseinflüsse 15 Prozent weniger Pflanzen pro Quadratmeter als ausgesäte Körner standen. Der Bestockungseinfluss des ammoniumstabilisierten ALZON® neo-N ist mit steigender Startgabenhöhe zwar gegeben, durch kleinere oder spätere Anschlussgaben wurde dieser allerdings relativiert.

Das lässt den Schluss zu, dass die Bestandesdichte vor allem mit der Saat eingestellt werden kann und der limitierte Stickstoff nicht schon bei der Startgabe „verpulvert“ werden sollte. Weiter gilt es unter Berücksichtigung der Großwetterlage sowie der Bestandsentwicklung, die Schossergabe so zu terminieren und in Ihrer Höhe zu bemessen, dass Seitentriebe abgesichert und Körner pro Ähre gebildet werden können.

(Versuchsergebnis Weizen Munderloh 2021)

Düngen in der Kreislaufwirtschaft – Ein Landstrich sieht „rot“

In weiten Teilen der norddeutschen Tiefebene macht die Güllegabe den Löwenanteil der Düngung aus. Nicht selten werden so Gesamtnährstoffmengen von 300 Kilogramm und mehr pro Hektar ausgebracht. Dazu war in diesem Jahr erstmalig auch ein Analyseergebnis der Gülle vor der Ausbringung bereit zu halten, das dann auch für die Dokumentation verbindlich war. Gleichzeitig ist die Mindestanrechenbarkeit der Gülle um zehn Prozent erhöht worden, was nochmal 15 Kilogramm Stickstoff pro Hektar weniger für eine eventuelle mineralische Ergänzungsdüngung bedeutet hat. Für so manchen Roggenbestand ist also mit guten 100 Kilogramm Stickstoff aus der Gülle schon Schluss mit Stickstoff.

Verteilung in der Mangelwirtschaft

Auf Standorten mit überdurchschnittlichem fünfjährigem Ertragsmittel ist ein gewisses Maß an Mineraldüngung noch möglich gewesen. Der Praktiker stand also vor der Entscheidung, wie er die 20 bis 40 Kilogramm Mineralstickstoff pro Hektar verteilt und terminiert. Viele haben sich unter dem Eindruck der Trockenheit der letzten Jahre dazu entschieden, den Stickstoff als Startgabe ausgangs des Winters zu platzieren. In der Schossphase bestand daher oft nicht mehr die Möglichkeit, den Bestand mit einer Stickstoffdüngung weiter zu führen. Man musste auf die Wirkung der Gülle hoffen, die aufgrund der niedrigen Temperaturen allerdings nur in geringem Maß umgesetzt wurde und nur selten die verordnete Mindestanrechenbarkeit erreicht hat. So ist die Mineraldüngerwirkung leider oft „verpufft“, denn diesen Beständen ging im Ährenschieben oft die Puste aus. Geringe Hektolitergewichte bzw. Tausendkorngewichte und damit ein niedriger Ertrag waren die Folge.

Strategie in roten Gebieten

Ganz besonders in den roten Gebieten hat der Düngestratege seinen Plan schon bei der Aussaat im Sinn. Dabei geht es zunächst darum, Stickstoff aus der organisch gebundenen Fraktion durch Bodenbearbeitung nutzbar zu machen. Den so freigesetzten Stickstoff nutzen Hybriden an Wintergerste und Winterroggen, die ihre Bestockung schon in der vorwinterlichen Entwicklung schaffen, am sichersten.

Ist die Bestockung vor dem Winter geschafft, ist eine bis Vegetationsbeginn eingeschlitzte Gülle als Startgabe ausreichend. Deren enthaltener Stickstoff kann bei frühen Gaben mit PIADIN® vor Verlagerungs- und Denitrifikationsverlust geschützt werden. Als zusätzliche Startgabe gegebener kostbarer Mineralstickstoff kann in seiner Wirkung verpuffen. Der Mineralstickstoff sollte dann unter Berücksichtigung abnehmender Bodenfeuchtigkeit möglichst zum ersten Knoten gegeben werden. Eine Kombination mit Sulfat-Schwefel macht außerdem aus Gründen der Stickstoffeffizienz Sinn.

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