05.04.2021
Düngung und Nährstoffmanagement im Ökolandbau
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Themen
Ökolandbau Düngung
Ziel der Bewirtschaftung im ökologischen Landbau ist ein möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf innerhalb des Betriebs. Dies ist nur in Grenzen wirklich umsetzbar. In jedem Fall müssen Nährstoffverluste, insbesondere von Stickstoff, vermieden werden. Eine der hauptsächlichen Verlustquellen ist die Auswaschung, die dem ökologischen Landbau früher als vermeintlicher Schwachpunkt ausgelegt wurde.
Inzwischen hat sich aber gezeigt, dass es nur in Ausnahmefällen wirklich zu nennenswerten Verlagerungen beziehungsweise sogar Auswaschungen kommt. Insgesamt bietet der Ökolandbau also gerade für den Grundwasserschutz entscheidende Vorteile. Dennoch ist es für alle Betriebe mit besonders gefährdeten Standorten (zum Beispiel leichte Böden, hohe Niederschläge) wichtigste Aufgabe, den vorhandenen Stickstoff im Kreislauf zu halten. Zusammensetzung, Umbruchzeitpunkt und Intensität des Futterbaus beziehungsweise der Stilllegung sowie gegebenenfalls Stickstoff speichernde Zwischenfrüchte sind hier besonders wichtig.
Stickstoff ist knapper Faktor
Langfristig betrachtet ist der Stickstoff im ökologischen Landbau ein „knapper Faktor“. Es sind daher Überlegungen nötig, wie man Stickstoff möglichst effizient nutzt und Verluste vermeidet. Als natürliche Stickstoffquelle und Netto-Stickstoff-Lieferant ist der Leguminosenanbau im Nährstoffkreislauf von entscheidender Bedeutung.
Alle indirekten Einflussfaktoren stehen in engem Zusammenhang mit der Umsetzung von organischer Masse durch das Bodenleben. Struktur, Krümelstabilität, Wasser- und Lufthaushalt, Mineralisierung etc. werden durch das ausreichende Vorhandensein leicht umsetzbarer organischer Substanz und die Umsetzungsaktivität der Mikroorganismen entscheidend verbessert. Neben der direkten Nährstoffwirkung beeinflusst ein „Füttern“ des Bodenlebens (indirekte Wirkung) in Form von organischer Substanz (zum Beispiel über Wirtschaftsdünger und Zwischenfrüchte) die Wachstumsbedingungen positiv. Jede Bearbeitung, die die Umsetzung fördert, wirkt letztendlich als Düngung. Das Striegeln oder Hacken zur Unkrautregulierung kann also auch einen Stickstoffschub bewirken und im Sinne der Bestandsführung eingesetzt werden.
Wirtschafts- oder Handelsdünger?
Direkte Düngungsmaßnahmen mit Wirtschaftsdüngern oder organischen Handelsdüngern, die nach EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zulässig sind, werden je nach Kultur sehr unterschiedlich gehandhabt. Während der Einsatz von Handelsdüngern im Anbau von Sonderkulturen weit verbreitet ist, hat er zum Beispiel im Getreidebau mangels Wirtschaftlichkeit eine nur sehr geringe Bedeutung. Hier kommen, soweit vorhanden, Wirtschaftsdünger zum Einsatz. Neben der direkten ist auch die indirekte Nährstoffwirkung in Form des sogenannten priming-effekts (Anregung der Mikroorganismen und damit Nährstofffreisetzung aus deren Aktivität) nicht zu unterschätzen.
Die Entzüge an Phosphor und Kalium halten sich zwar in Grenzen, müssen aber dennoch mit mineralischen Ergänzungsdüngern ausgeglichen werden, um die Ertragsfähigkeit der Böden zu erhalten und die Produktqualität zu sichern. Studien zeigen, dass bundesweit 40 Prozent aller Acker- und 50 Prozent aller Grünlandflächen einen unmittelbaren Phosphordüngebedarf aufweisen. Das heißt, diese Flächen befinden sich in den Gehaltsklassen A oder B. Vor allem vieharme und viehlose Betriebe weisen stark negative Phosphorbilanzen auf. Ausgleichen können diese Betriebe den Phosphormangel derzeit durch die Düngung mit Rohphosphaten oder zertifizierten Siedlungskomposten, insofern letztere vom jeweiligen Anbauverband zugelassen sind. Die Wirksamkeit von Rohphosphaten ist jedoch stark begrenzt und beschränkt sich auf Böden mit pH-Werten unter 6. Zudem ist die Nutzung von Rohphosphaten unter ökologischen Aspekten bedenklich. Daher wird seit einigen Jahren verstärkt über das Phosphorrecycling aus Sekundärrohstoffen wie Klärmschlamm diskutiert.
Bodenuntersuchungen sind wichtig
Selbst wenn nur wenige, in der Regel schwer lösliche Düngemittel zur Verfügung stehen und ihr Einsatz eher ausnahmsweise erfolgt, sind regelmäßige Bodenuntersuchungen notwendig. Insbesondere zu Beginn der Umstellung ist es wichtig, den „Ausgangspunkt“ festzuhalten, der neben pH-Wert und den Hauptnährstoffen Phosphor und Kalium auch eine Humusuntersuchung umfassen sollte. So kann der eigene Standort hinsichtlich seiner Nährstoffvorräte und seines Puffervermögens wirklich bewertet werden. Ob ein Acker schnell und deutlich reagiert, hängt neben den mit den Erträgen verbundenen Entzügen in erster Linie von den Standorteigenschaften ab. Diese können mit Hilfe der Entwicklung der Nährstoffparameter recht gut beurteilt werden.
Zentral im Wirkungsgefüge: Humus und Kalk
Entscheidende Stellgrößen des ökologischen Ackerbaus sind die Kalk- und Humusversorgung der Böden. Sie sind die wenigen direkt durch Bewirtschaftung beeinflussbaren Standortfaktoren und haben entscheidenden Einfluss auf das Gelingen des Anbaus.
Kalk
Die Kalkung hat einen direkten Einfluss auf den Säuregehalt des Bodens und damit über den pH-Wert auf die Nährstoffverfügbarkeit von beispielsweise Phosphor und Magnesium. Damit ist die Kalkung eine wichtige Stellgröße für die Nährstoffversorgung der Pflanzen.
Kalk wirkt im Boden auf vielerlei Weise positiv. Sowohl die Förderung des Bodenlebens (und damit letztendlich der Nährstoffumsetzung) als auch die Bildung wertvoller Humussubstanzen und die Wirkung auf die Bodenstruktur und -gare spielen gerade für den Ökolandbau eine besondere Rolle. Weil die dem Kalk zugeschriebenen Wirkungen einen relativ hohen Anteil am Wachstum haben und der Ertrag unter ökologischen Bedingungen relativ stark von den Effekten des Kalks abhängt (Struktur, Bodenleben, Nährstofffreisetzung etc.), sollten an eine „optimale“ Kalkversorgung tendenziell etwas höhere Ansprüche gestellt werden.
Am besten erfolgt die regelmäßige Kalkung zu Leguminosen (außer Lupinen!), weil diese sowohl recht bedürftig sind als auch dankbar reagieren. Gleichzeitig kann je nach den vorherrschenden Bedingungen eine kontinuierliche Versorgung sichergestellt werden. Neben der Zulässigkeit nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau ist bei der Planung einer Kalkungsmaßnahme gegebenenfalls die Feinheit beziehungsweise der Vermahlungsgrad zu berücksichtigen.
Humus
Neben dem Kalk hat der Humus entscheidenden Einfluss auf Wachstum und Ertrag. Sein ausgleichender Effekt wirkt sich auf alle wichtigen Bodeneigenschaften (Bodendichte, Struktur, Porenvolumen, biologische Aktivität, Nährstoffumsetzung und -verfügbarkeit, Nährstoff- und Wasserspeichervermögen etc.) positiv aus. Insbesondere die Probleme der Böden mit relativ einseitiger Korngrößenzusammensetzung (schwere Böden: Aggregatstabilität und Bodenlüftung; schluffige Böden: Erosion; leichte Böden: Wasser- und Nährstoffkapazität) werden mit einer guten Humusversorgung entschärft. Gerade in kritischen Jahren mit Witterungsextremen ist dieser Ausgleich besonders wichtig. Kein landwirtschaftlicher Betrieb kann deshalb zu viel bezüglich der Humusversorgung tun.
Alle Fruchtfolgeanstrengungen mit humusmehrenden Gliedern (Stilllegung bzw. Futterbau, Zwischenfrüchte, Untersaaten) sollten umfänglich genutzt werden, selbst wenn der Humusgehalt der Böden nur langfristig und nur in engen Grenzen gesteigert werden kann. Darüber hinaus können auch externe Quellen an organischer Substanz in die Bewirtschaftung der Böden einbezogen werden. Hier kommen in erster Linie Stallmist und Kompost in Frage.
Jede Bearbeitung fördert die Nährstoffumsetzung im Boden. Foto; Thomas Stephan, BLE
Bodenstruktur
Als weiterer wichtiger Faktor im Nährstoffgeschehen wirkt die Bodenstruktur und damit letztendlich die Durchwurzelbarkeit. Die Nährstoffaufnahme der Pflanzen steht in direkter Beziehung zu ihrer Wurzeloberfläche. Je mehr Wurzeln die Pflanze entwickeln kann, desto mehr Oberfläche bringt sie in Bodenkontakt und desto mehr Nährstoffe kann sie aus dem Boden lösen und aufnehmen. Kann beispielsweise infolge von Strukturschäden nur ein halb so großes Wurzelsystems ausgebildet werden, müsste die Kaliumkonzentration in der Bodenlösung um den Faktor 100 bis 200 erhöht sein, damit in der gleichen Zeiteinheit die gleiche Nährstoffmenge aufgenommen werden könnte.
Quelle: www.oekolandbau.de / BLE