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01.10.2019

Braucht der Raps in diesem Herbst noch Stickstoff?

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N.U. AGRAR GMBH - ALLGEMEIN

Themen

Düngung

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Der Raps darf vor Winter nicht hungern. Trockenheit und verbreitet niedrige Getreideerträge lassen aber in diesem Herbst mehr Stickstoff aus dem Boden erwarten. Anderseits ist der Strohabbau im trockenen Boden noch nicht in Gang gekommen, der zu einer Stickstofffestlegung führt. Die Notwendigkeit einer Düngung im Herbst hängt vor allem auch davon ab, wie viel Stickstoff der Raps vor Winter noch aufnehmen wird. Die Entscheidung für die Düngung muss in den nächsten Tagen getroffen werden, da die N-Düngung nach dem 30.09. nicht mehr zulässig ist. Zudem belastet jedes Kilo Stickstoff, das nicht gedüngt werden muss, auch die N-Bilanz weniger. Aus diesem Grund ist es angebracht, den N-Bedarf im Herbst anhand von einigen Parametern zu kalkulieren.

Wie viel Stickstoff der Raps vor Winter aufnehmen muss, um keinen Hunger zu leiden, hängt von seiner voraussichtlichen Vorwinterentwicklung ab. Raps, dessen Einzelpflanzen jetzt (20. bis 25.09.) schon 6 Blätter gebildet haben, wird selbst bei frühem Vegetationsende (20.11.) 12 und mehr Blätter bis zur Vegetationsruhe bilden. Bei 25 bis 40 Pflanzen je m² nimmt der Rapsbestand dann zwischen 110 und 140 kg/ha N auf. Ist der Raps gerade erst aufgelaufen, werden die Rapspflanzen bis zum 20. November höchstens 6 Blätter bilden und um die 30 kg/ha N aufnehmen können. Die Gefahr, dass ein früh gesäter Raps im Herbst unter N-Mangel leidet, ist deshalb höher als bei einem spät aufgelaufenen Raps.

Tab. 1: Blattbildung und N-Aufnahme von Winterraps im Herbst

Entwicklung

am 20.09.

Pflanzen

je m²

Entwicklung

am 20.11.

N-Aufnahme

kg/ha N

Entwicklung

am 10.12.

N-Aufnahme

kg/ha N

Keimblatt

35 - 50

6-Blatt

30 - 40

8-Blatt

40 – 60

2 Blatt

30 - 45

8-Blatt

45 - 70

10-Blatt

70 – 100

4 Blatt

25 - 40

10-Blatt

70 - 100

12-Blatt

100 – 130

6 Blatt

25 - 40

12-Blatt

110 - 140

14-Blatt

140 – 200

Wovon hängt die Stickstoffdüngung im Herbst ab:

  • von der Stickstoffaufnahme des Rapses,

  • vom verbleibenden Stickstoff (N-Saldo) im Boden nach der Ernte,

  • vom Stickstoff-Bedarf der Strohrotte,

  • von der Stickstoff-Nachlieferung im Herbst aus dem Boden,

  • von der Stickstoff-Freisetzung aus der organischen Düngung.

N-Saldo nach der Ernte

Der N-Saldo nach der Ernte lässt sich vereinfacht anhand der Düngebedarfsberechnung ermitteln. Die Zufuhr an Stickstoff besteht aus der N-Düngung und dem Nmin-Vorrat im Frühjahr.

Zusätzlich wird die höhere N-Nachlieferung durch

· regelmäßige organische Düngung (10 % des Stickstoffes, der im Vorjahr (2018) durch organische Düngung ausgebracht wurde),

  • die höhere Nachlieferung nach Blattfrüchten (Raps, Zuckerrüben, Leguminosen u.a.)

  • und in Böden mit mehr als 4 % Humus berücksichtigt.

Bei der N-Abfuhr wird der Ernteertrag (dt/ha) mit dem Proteingehalt im Korn (11 % Futterweizen, 12 % Backweizen, 13,5 % Qualitätsweizen, 14,5 % E-Weizen) multipliziert. Das Ergebnis (kg/ha) wird durch 5,85 (Eiweißfaktor) geteilt und mit 0,85 (TS-Umrechnung) multipliziert.

Die Differenz aus der N-Zufuhr minus N-Abfuhr ergibt den N-Überhang bzw. den N-Saldo.

Tab. 2: N-Saldo nach der Ernte (Stoppelgetreide vor Raps)

Vorfrucht

kg/ha N

kg/ha N

kg/ha N

N-Düngung (org. + min.)

165

190

130

Nmin

35

45

110

N org. Düng. Vorjahr (10 %)

0

15

0

Nmob aus Vorfrucht (DüV)

0

0

0

Nmob über 4 % Humus

0

0

0

Summe N-Zufuhr

200

250

240

Ertrag (dt/ha)

65

100

80

x N-Gehalt (% im Korn)

12,0

12,5

15,0

dividiert durch Faktor

5,85

5,85

5,85

x TS-Faktor

0,85

0,85

0,85

Summe N-Abfuhr (kg/ha N)

113

181

174

N-Überhang (Saldo)

87

69

66

N-Bedarf für die Strohrotte

Für die Zersetzung von Stroh mit Stoppeln und Wurzeln wird Stickstoff zum Aufbau des Mikrobeneiweißes benötigt. Druschreifes Getreidestroh hat bei normaler Abreife ein C/N-Verhältnis von 80 : 1, das entspricht 0,5 % N im Stroh. Das C/N-Verhältnis muss auf 30 : 1 eingeengt werden, damit das Stroh zügig abgebaut werden kann, das entspricht theoretisch 1,3 % N im Stroh.

Die Differenz von 0,8 % N (1,3 % - 0,5 %) bezogen auf die Masse der Ernterückstände muss aus dem Boden oder der Düngung kommen, sonst werden nicht abgebaute Ernterückstände im Boden angereichert. Der Boden wird dadurch puffig.

Bei z.B. 500 Ähren je m² werden annähernd 20 kg/ha N (aus Boden + Düngung) für den Abbau von Stoppel + Wurzel benötigt. Bleibt das Stroh auf dem Acker, müssen 75 kg/ha N unter normalen Abreifebedingungen aus dem Boden (+ Düngung) kommen. Auch in diesem Jahr enthält aber das Stroh wegen der vorzeitigen Abreife infolge der Hitze oft mehr Stickstoff (zwischen 0,6 und 0,8 %) und hat deshalb ein engeres C : N-Verhältnis. Deshalb ist für die Strohrotte weniger Stickstoff notwendig. Wurde das grüne Getreidestroh innerhalb weniger Tage weiß, enthält das Stroh etwa 1 % Stickstoff. In diesem Fall sind nur noch 40 kg/ha N für die Strohrotte erforderlich, die aus dem Boden (+ Düngung) kommen müssen.

Tab. 3: N-Bedarf (kg/ha N) für die Strohrotte (Stroh + Stoppel * Wurzel)

Ernterückstände

Ähren je m²

400

500

600

700

Wurzeln + Stoppeln

t/ha

2,5

3,0

3,3

3,5

N-Bedarf für die Rotte (ohne Stroh)

kg/ha N

15

20

25

25

Strohmenge

t/ha

5,5

7,0

8,0

9,0

Totreifes, gelbes Stroh (0,5 % N)

kg/ha N

65

75

90

100

Stroh mit grünen Knoten (0,6 % N)

60

65

75

85

Ähren vorzeitig abgereift, grünes Stroh (0,8 % N)

45

50

55

60

weißes Stroh (Hitze +Trockenheit, 1,0 % N)

35

40

45

50

Der N-Bedarf in Tab. 3 muss aus dem Boden kommen bzw. durch Düngung bereitgestellt werden.

Wie viel Stickstoff kommt aus dem Boden?

Der Stickstoff aus dem Boden setzt sich zusammen aus dem N-Saldo (Tab. 2) aus der N-Nachlieferung aus der organischen Substanz des Bodens und der langjährigen organischen Düngung. Von diesem Überhang muss der Stickstoffanteil abgezogen werden, den die Pflanze nicht nutzen kann, der dann im Boden als Reststickstoff bleibt. Das sind zwischen 10 und 30 kg/ha N im Wurzelraum (Krume bis 30 cm), abhängig von der Bindigkeit des Bodens (Bodenart):

10 kg/ha N auf sandigen Böden

20 kg/ha N auf lehmigen Böden

30 kg/ha N auf tonigen Böden

Der N-Saldo bzw. N-Überhang ist nicht unbedingt gleich zu setzen mit dem Nmin-Wert, der nach der Ernte gemessen werden kann, weil ein Teil des zu viel gedüngten Stickstoffes in den Ernterückständen aber auch in der Biomasse des Bodens gebunden vorliegen kann.

Der Nmin-Wert im Frühjahr ergibt sich aus dem Reststickstoff im Herbst abzüglich der Auswaschung über Winter.

Die Sommergare lässt auch in diesem Herbst eine hohe N-Freisetzung (Nmob) aus dem Boden erwarten. Diese kann nach Getreidevorfrucht zwischen 15 (30 BP) und 45 (90 BP) kg/ha N bzw. 0,3 bis 0,5 kg/ha N je Bodenpunkt betragen. Aus der Nachwirkung der langjährig ausgebrachten Gülle können weitere 0,3 kg N je m³ Gülle angesetzt werden.

Der mit der Gülle im Herbst ausgebrachte NH4-Stickstoff wird dabei voll als Düngung angerechnet.

Tab. 4: N-Bereitstellung (kg/ha N) aus dem Boden nach dem Trockenjahr 2018

N-Überhang aus der Vorfrucht

kg/ha N

Berechnung Tab. 2

Boden

BP

30

50

70

90

N-Freisetzung im Herbst (nach Getreide)

kg/ha N

15

25

35

45

Gülleausbringung (langjährig)

10

15

20

30

N-Freisetzung im Herbst

kg/ha N

3

5

7

10

Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Wir können jedoch keine Gewährleistung für die Richtigkeit, insbesondere bei Veränderungen der aktuellen Zulassungssituation für Pflanzenschutzmittel übernehmen. Die Anwendungen erfolgen auf eigenes Risiko.

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