29.06.2021
Aldis Haltungsstufen-Plan: So viel höher sind die Produktionskosten
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Allgemein Bio
Aldi will künftig nur noch Fleisch aus höheren Haltungsstufen verkaufen. Eine Analyse des Thünen-Instituts schlüsselt die Mehrkosten für Landwirte auf.
Aldi Süd und Nord haben angekündigt, bis 2030 das Frischfleisch-Sortiment auf die Tierwohl-Haltungsstufen 3 und 4 umzustellen. Der Discounter folgt nach eigenen Angaben dem anhaltenden Bio-Boom und beruft sich auf den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), dem zufolge die Verbraucher 2020 deutlich häufiger Bio-Fleisch gekauft haben.
Die Umstellung soll schrittweise erfolgen bis nur noch Rind- und Schweinefleisch sowie Geflügel aus Außenklima- und Bio-Haltung in den Kühltheken zu finden sind. Schon in diesem Jahr will Aldi 15 Prozent des Frischfleisch-Umsatzes aus den Haltungsformen 3 und 4 generieren. Bis 2025 soll vollständig auf die Haltungsform 1 verzichtet werden, bis 2026 will die Handelskette 33 Prozent aus den Haltungsformen 3 und 4 anbieten.
Der Discounter verspricht verlässliche Perspektiven und Abnahmemengen für Erzeuger und Verarbeiter.
Höhere Produktionskosten für Tierhalter
Laut einer Analyse des Thünen-Instituts fallen die landwirtschaftlichen Produktionskosten für die Haltungsstufe 3 um rund 10 bis 16 Prozent höher aus. Für die Zuchtsauenhaltung haben die Experten ein Plus von 25 bis 30 Prozent berechnet. Laut der Erhebung müssen Masthühnerhalter bei der Haltungsstufe 3 mit Mehrkosten von plus 44 Prozent rechnen, wobei sich hier besonders der Platzbedarf für den Auslauf kostensteigernd auswirkt.
Die detaillierte Auswertung kann auf der Internetseite des Thünen-Instituts als PDF abgerufen werden.
Bauernverband sieht Aldi-Vorstoß kritisch
Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht in dem Konzept „aktuell eine absolute Marktnische“. Er mahnt aber auch: „Den Worten müssen Taten folgen! Wenn das Angebot in diesem Segment weiterentwickelt werden soll, sind in der Tierhaltung massive Investitionen und vor allem langfristige und verlässliche Liefervereinbarungen erforderlich.“ Glaubwürdig werde die Ankündigung nur, wenn auch Verarbeitungsware und Fleischerzeugnisse mit einbezogen würden, so Rukwied. Der Präsident befürchtet auch, dass aus Aldis Idee ohne Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung nichts werde. Auch die „politische Blockade“ beim Tierwohlvorrang im Baurecht müsse überwunden werden.
Foto: obs/Unternehmensgruppe ALDI SÜD/ALDI SÜD Dienstleistungen