15.03.2023
Agri-Photovoltaik: Chance für trockene Standorte
CYA GMBH
Themen
Allgemein Energie
Die Wissenschaft sieht hohes Potenzial für Agri-Photovoltaik. Im Projekt „Landgewinn“ sollen Hürden geglättet werden.
Agri-Photovoltaik für die Energiewende und zum Schutz der Pflanzen
Forscher fordern Vereinfachung der Genehmigungsverfahren
Kooperation mit Netzbetreibern verbessern
Laut Statistischem Bundesamt stammen bereits 44 Prozent des Stromes in Deutschland aus erneuerbarer Energie. Ein hohes Potenzial, um die Energiewende voranzutreiben, sehen die Bundesregierung und Wissenschaftler in der sogenannten Agri-Photovoltaik - landwirtschaftliche Flächen zur Erzeugung von Solarstrom zu nutzen. Photovoltaik-Module haben aber noch einen weiteren Vorteil: Sie schützen Pflanzen durch Verschattung vor Hitzeeinwirkung.
Gesetzliche Grundlagen und praxistaugliche Lösungen fehlen noch
Für den Netzanschluss und Genehmigungsverfahren fehlen allerdings noch praxistaugliche Lösungen. Zu diesem Schluss sind Forscher vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Hochschule Kehl (HSK) gekommen. Im Projekt „Landgewinn“ zeigen sie Möglichkeiten für mehr Kooperationen mit Netzbetreibern und rechtliche Verbesserungen auf.
Potenzial von Agri-Photovoltaik erkennen
Damit geeignete Flächen genutzt werden können, müssen laut den Wissenschaftlern Kommunen und Flächeneigentümern Agri-Photovoltaik in Bebauungsplänen und Pachtverträgen ermöglichen. Bisher bevorzugten sie eher Freiflächen-PV ohne landwirtschaftliche Nutzung, etwa aufgrund höherer Pachtpreise oder weil sie nicht wissen, dass eine Doppelnutzung möglich ist, so die Forscher.
Bessere Kooperation mit Netzbetreibern nötig
Den Strom, den Landwirte auf dem Feld produzieren, können sie entweder selbst nutzen, oder an einen Großabnehmer vor Ort verkaufen. Doch im Moment mangelt es oftmals an der nötigen Infrastruktur und an Kooperationen: „Es braucht mehr Erfahrungswissen, vor allem sollten sich Landwirtschaft, Energieversorger und Netzbetreiber bei der Auswahl der Flächen intensiver austauschen. Auch die Kommunen als Flächeneigentümerinnen und Genehmigungsbehörden sollten dabei eine starke Rolle einnehmen“, empfiehlt Johannes Rupp vom IÖW. Des Weiteren seien Genehmigungsverfahren für Landwirte kompliziert.
„Auf Ackerflächen direkt neben Autobahnen oder zweispurigen Bahngleisen hat ein Antrag für eine Agri-Photovoltaik-Nutzung gute Chancen“, erklärt Antonia Kallina, Juristin an der HSK. „Für alle anderen Flächen müssen Kommunen zunächst einen Bebauungsplan erstellen und mitunter sogar den Flächennutzungsplan ändern. Das ist eine erhebliche rechtliche Hürde.“
Die Forscher empfehlen daher, Agri-Photovoltaik eine Privilegierung im Bauplanungsrecht einzuräumen. „Mit der richtigen Formulierung ist ein guter Kompromiss möglich, um einerseits die Interessen der Umwelt zu schützen und andererseits das Innovationspotenzial der noch jungen Technologie zu ermöglichen“, erläutert Antonia Kallina.
Da sich Kritiker um das Landschaftsbild sorgen, bewerten die Forscher die Potenziale von Agri-PV ganzheitlich.
Auf der Internetseite des IÖW kann die Broschüre „Agri-Photovoltaik: Klimaschutztechnologie an der Schnittstelle von Land- und Energiewirtschaft“ heruntergeladen werden.
Foto: Fraunhofer ISE